Changemaker kann jeder sein – egal welche Größe er hat. Egal wo er beginnt.
Im Wald bricht ein Feuer aus.
Gebannt starren die Tiere auf die Flammen, die mehr und mehr von ihrem zu Hause verschlingen.
Nur der kleine Koolibri fliegt eilig zwischen Fluss und Feuer hin und her, um winzige Tropfen Wasser auf die Flammen zu gießen.
Da entdeckt ihn das Gürteltier:
„Ey Koolibri, was machst du denn da? Das hat doch keinen Sinn!“
Der Koolibri hält für einen Moment inne und sieht dem Gürteltier fest in die Augen:
„Vielleicht werde ich den Brand nicht alleine löschen. Aber ich tue, was ich kann.“
Juni 2018.
Zum ersten Mal betrete ich das sanfte, volle Grün dieses 12.000 Jahre alten Waldes. Wildschönes Dickicht rechts und links wechseln sich mit lichten Baumriesenreihen ab, Sonnenstrahlblitzer brechen durch das hohe Blätterdach hindurch und lassen den grünbewachsenen Waldboden leuchten.
Ich spüre das Alter dieses Waldes. Es ist fast greifbar, wie tief die Wurzeln unter mir in die Erde reichen und sich in einem riesigen Netzwerk miteinander verbinden.
Mir fällt die Initiative aus Irland ein, in der ein Wald unter Naturschutz gestellt wurde, weil dort Feen hausen sollen. „Wenn irgendwo in Deutschland – dann hier“ denke ich.
Mein Weg führt mich weiter in den Wald hinein. Mir begegnen meine Kindheitsträume: Baumhäuser, in denen man wohnen kann und mutige Changemaker, die das tatsächlich tun, abenteuerliche Seilkonstruktionen und berührende Begegnungen.
Doch auch hier ist mein Weg noch nicht zu Ende.
Ich muss sie sehen.
Auf einem geraden Weg der im Nichts zu enden scheint, kann ich sie bereits erahnen. Am Ende des Waldweges bricht der Wald selbst abrupt ab und ich starre auf die Abbruchkante.
Hinter ein paar lose mit Gestrüpp bewachsenen Wällen erstreckt sich ein gigantisches staubig-braungraues Loch.
Riesige Bagger schichten in weiter Ferne einen ebenso braun-grauen Hügel auf. Dahinter zeichnet sich kaum wahrnehmbar eine grüne Baumlinie in Miniaturgröße ab.
Es gibt wirklich keinen besseren Vergleich: Diese Wüste gleicht Mordor. Mordor auf genau der riesigen Fläche, wo sich zuvor einer der ältesten und größten verbliebenen Wälder Europas erstreckte.
Was uns tief berührt – das ist es
Eine Mutter in der Bahn, die ihr Kind anblafft, nicht so blöde Fragen zu stellen und weiter auf ihrem Handy tippt.
Das Verstummen vom fröhlichen Summen – und hier und da tote Bienen und Hummeln auf dem Asphalt.
Eine alte Frau, die aus ihrem Fenster sieht und so einsam ist, dass sie sich irrsinnig freut, wenn man ihr winkt (oder zur Einsamkeit noch so viel Angst hat, dass sie ihre Gardine direkt wieder zuzieht).
Der Stumpf von einem vormals wunderschönen, alten Baum, den du nur Wochen zuvor gern besucht und in seinem Schatten gesessen hast.
Schon beim Schreiben jeder dieser Dinge habe ich Tränen in den Augen.
Und wenn du diese Art von Schmerzen kennst, dann bist du nicht allein. Viel mehr noch, dann gehörst du zu den Menschen, die den Mut haben sich diesen Dingen zuzuwenden anstatt sie mit Ablenkungsmanövern zu unterdrücken.
Dem Schmerz begegnen
Irgendwann 2015.
Ich lag auf dem Bett und starrte aus dem Fenster, in einen eigentlich wunderschönen weiß-besprenkelten blauen Himmel. Irgendeine Information zum Zustand dieser Welt (ich weiß nicht mehr welche) rief zum ersten Mal eine tiefe Ohnmacht in mir hervor.
Zum ersten Mal überkamen mich als stur-optimistischer Mensch überwältigende Zweifel daran, dass diese Erde mit ihrer unglaublichen Schönheit und ihren Naturschätzen erhalten bleiben wird. Große Trauer war da und eine intensiv erdrückendes Gefühl von Ohnmacht und Verzweiflung.
Einen liebevollen Entschluss fassen
An einem Punkt – vielleicht der Talsohle – dieser Verzweiflung wendete sich plötzlich etwas in mir. Auf einmal entstand da ein weiterer, freierer Zustand, innerlich stimmig, weicher, realistisch und lebensbejahend:
„Ich werde weiter tun, was ich kann.“
Das ist das, was ich tun kann. Das ist das, was ich tun kann, selbst wenn diese wunderschöne Erde nicht mehr zu erhalten ist. Selbst wenn das Leid in dieser Welt niemals aufhören wird.
… Bleibt das das einzig Sinnvolle, was es zu tun gibt.
Eine unglaublich inspirierende Rede einer echten Changemaker Frau findest du hier: „Jeder kleine Schritt zählt“.
Gleichzeitig wusste ich, dass die Lösung nun nicht „sturer Aktivismus“ hieß. Denn sowohl die (Positive) Psychologie, wie auch meine damals knapp vierjährige Meditationspraxis hatten mich erfahren lassen: Ich kann nur das geben, was in mir ist.
Das heißt, das zu geben, was ich kann, umfasst gleichermaßen wirklich gut und liebevoll für mich selbst zu sorgen. Mir selbst Heilungsräume zu schenken, Zeit, Muße, Freude, Wertschätzung.
Dieses Mitnehmen, Pflegen, Nähren, Lieben von sich selbst ist so so wichtig. Nicht umsonst ist das das erste Win der Win-Win-Win-Theorie. Und dieses Win umfasst nicht nur unsere Selbstfürsorge sondern auch unser wie & was für diese Welt…
Changemaker – Du bist am stärksten mit dem, was du liebst
Wenn wir tun, was wir können – dann liegt es ziemlich nahe das zu tun, was wir am Besten können. „Am Besten“ meint hier jedoch nicht das „Beste“ gemessen an objektiven Maßstäben von Leistung, Schnelligkeit, oder Geschick.
Dieses “Beste“ in dir ist vor allem dadurch bestimmt, ob du dabei aufblühst, oder nicht. Ob da Freude in dir ist, während du es tust. Ob du es von ganzem Herzen tust. Ob du liebst, was du tust.
Denn dann (und nur dann) hat es auch eine positive Wirkung.
Ein Professor kann noch so „gut“ in seinem Fach sein. Und das Fach kann noch so in sich spannend sein. Wenn er nicht für dieses Fach UND GLEICHZEITIG für das Weitergeben dieses Faches brennt, wenn er entweder von seinen eigenen Inhalten gelangweilt ist oder ihm das Geben von Vorlesungen auf die Nerven geht, dann garantiere ich, dass er keinen positiven Effekt auf die Studierenden haben wird.
Umgekehrt, ein Musiker, der mit Leib und Seele Songs und Texte in die Welt fließen lässt, hat eine große Chance uns erfüllter und inspirierter zurückzulassen – und das selbst dann, wenn die Musikrichtung weniger unser Fall ist.
Denn: Du bist am stärksten mit dem, was du liebst.
Es geht nicht darum, was du genau tust – wichtig ist DASS du es tust
So viel passiert in dieser Welt. Und so viel gäbe es zu tun.
Für jeden Wandel sind drei essentielle Säulen wichtig. Ob es der Wandel im Gesundheitssystem, der Wandel in der Altenpflege oder der Wandel im Umgang mit dieser Erde ist.
- Erhalten: Die Stellung halten & schützen, was du liebst
- Wandeln: Dir bewusst werden, bewusst leben & Bewusstseinsfunken weitergeben
- (Vor-)Leben: Deine Vision für eine bessere Welt jetzt umsetzen, jetzt leben
Du siehst – ein Wandelprozess ist unglaublich reichhaltig. Unglaublich bunt. Unglaublich vielseitig.
Und du darfst nicht nur das tun, was du liebst. Du darfst es auch in dem Kontext tun, der dir am meisten entspricht. Oder der dich jetzt gerade am meisten bewegt, dich am deutlichsten „ruft“.
Ich fühle mich in der Säule zwei beispielweise unglaublich wohl. Das ist die Basis von happyroots. Das ist die Basis für meine Workshops für Lehrkräfte.
Und jetzt gerade merke ich, dass die Säule eins mich ruft.
Einladung
Tun was ich liebe für diese Welt. Genau das beschäftigt mich selbst aufs Neue, seit Juni. Seit meinem ersten Spaziergang im Hambacher Forst bei Köln.
Was mich besonders berührt: Seit Donnerstag werden die Baumhäuser der Umweltschützer durch ein riesiges Aufgebot an Polizisten gewaltsam geräumt. Zum erschreckenden Live-Ticker geht es hier: #Hambibleibt. Ohne die bewohnten Baumhäuser gäbe es den Hambacher Wald schon nicht mehr – denn Klagen und Aktionen sind zu langsam oder zu punktuell, um RWE allein die Stirn zu bieten.
Die Frage, die mich den Sommer über begleitet und mich zum Teil auch gelähmt hat war:
Was liebe ich zu tun für diesen wunderschönen Rest uralten Wald?
Und hiermit lade dich zu meinem kleinen Beitrag ein:
Changemaker-Meditation, um in deine stärkend-verbindende Kraft zu kommen.
Diese Meditation legt dein Changemaker Potential frei.
Diese Meditation ist für dich. Und sie ist für den Hambi.
Du wirst Schritt für Schritt
- deine Selbstliebe nähren
- dich mit dem verbinden und verbunden fühlen, was dir wichtig ist
- dem Schmerz mit deiner lebensbejahenden Antwort begegnen
- deine ureigene Fähigkeit stärken, Liebe in die Welt zu bringen
- in deine volle Kraft kommen
Weil wir das in die Welt bringen, was in uns ist.
Wann: Freitag 21.09. von 20:00 – 20:45
Wo: Da, wo du (online) bist. Den Link erhältst du am Freitag kurz vorher per Newsletter.
Ich freue mich sehr auf dich!
Und: Du darfst tun, was du liebst!
Mit grün-lichten, liebevoll-besten Grüßen,
Für den Hambi
100.000e Bürger*innen, Gewerkschaften, Kirchen, Menschen aus Politik, Naturschutz und Waldpädagogik, mutige Aktivisten und Küchenteams, die diese mit Essen versorgen… All diese Changemaker tun, was sie lieben für das, was sie lieben:
- Waldfest & Bäume pflanzen im Hambi heute, Sonntag der 16.09. von der Aktion AufBäumen organisiert. Von Facebook weiß ich: 12:00-20:00 Waldfest, ab 14:00 wird gepflanzt. Mit Bühnenprogramm, Kuchen, Kinderschminken, u.v.m.
- Die Umweltschützer, die den Wald durch bewohnte Baumhäuser vor der Rodung schützen
- Sonntägliche Naturführungen von Michael Zobel immer um 11:30 – auch heute wieder. (Am WM-Final-Tag war ich mit weiteren 272 Menschen dabei)
- Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), der mit einer Klage den vorläufigen Rodungsstopp in 2017 erwirkt hatte
- Antje Grothus, die in der Klimakommission in Berlin für den Kohleausstieg kämpft und eine Petition mit aktuell 86.000 Unterzeichnern gestartet hat
- …
9 Comments on “Changemaker – Tu was du liebst für das, was du liebst”
Hallo Nathalie,
ich hab dieses riesige, wandernde Kohle-Loch auch schon einmal gesehen und habe mich wie erschlagen gefühlt. Wenn die Kohle abgebaut wurde, forsten sie dort zwar wieder auf, aber die neue Landschaft ist nicht dasselbe wie ein über Jahrzehnte (und manchmal Jahrhunderte) gewachsener Wald. Auch aus der Ferne (ich lebe seit einigen Jahren auf Mallorca) macht es mich traurig und wütend, was dort passiert.
Gestern war World Cleanup Day. In meiner näheren Umgebung habe ich keine Sammelaktion gefunden, der ich mich hätte anschließen können. Also habe ich mir selbst einen Müllsack genommen und ein Stück Ruderalfläche, an dem ich mehrmals in der Woche vorbeikomme, vom Müll befreit. Das hat mich kaum 20 Minuten gekostet. Ich habe Fotos (vorher/nachher) auf Facebook gepostet, und die Reaktionen waren eher verhalten. Aber das macht nichts: Ich habe mich dabei gut gefühlt, denn ich habe etwas getan, was mir sehr am Herzen liegt. Und es reicht eben nicht aus, immer nur zu reden und zu diskutieren, manchmal muss man einfach etwas tun, etwas machen. Das habe ich getan, für das, was ich liebe.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag,
liebe Grüße Gabi
Liebe Gabi,
von Herzen danke, dass du deine Clean-Up-Aktion mit uns geteilt hast!
Deine Freude beim Tun und deine Freude über das Ergebnis sind super schön.
Sie zeigen, wie wichtig es ist, dass man etwas tut (gerade deine letzten Sätze unterschreibe ich direkt). Und sie zeigen, dass man es sogar in Freude tun kann.
Einen wunderbaren Wochenstart dir und alles Liebe,
Nathalie
Hallo und danke für deine interessanten Posts.
Leider kann ich am Freitag zur vorgeschlagenen Zeit nicht an der Meditation teilnehmen. Kann ich mich trotzdem anmelden und später die Meditation nachholen?
Lichtvolle Grüsse Moni
Liebe Moni,
die Meditation wird auf jeden Fall aufgezeichnet 🙂 Über den Newsletter bekommst du den Link.
Viele liebe Grüße,
Nathalie
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„Der Koolibri hält für einen Moment inne und sieht dem Gürteltier fest in die Augen: „Vielleicht werde ich den Brand nicht alleine löschen. Aber ich tue, was ich kann.“ “
Das erinnert mich an die Textzeile von Andreas Bourani in seinem Song „Hey“, noch wunderschöner wiedergegeben in „Sing mein Song“ von Yvonne Catterfeld:
„Hey, sei nicht so hart zu dir selbst.
Auch wenn dich gar nichts mehr hält.
Du brauchst nur weiter zu gehen..
Komm nicht auf Scherben zum stehen.“
https://youtu.be/yQpDhl4-olc
Ich hoffe, die Menschheit kommt irgendwann nicht auf Scherben zum Stehen. Hoffentlich nie …
Wenn etwas zerbricht, nicht auf den Scherben stehen zu bleiben… Wow – Danke für die Inspiration!
Ich hoffe (immer noch), dass die Menschheit anhält, bevor sie das Kostbarste zerbricht, was wir haben.
Alles Liebe dir!
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