Alte Muster erkennen, verstehen & auflösen

Schon wieder ist dir das passiert! Schon wieder dieses alte Muster!
Vielleicht kennst du es auch, dass du dich über dich selbst ärgerst oder merkst, wie du unter einer Verhaltensweise von dir selbst leidest, die du einfach nicht abstellen kannst.

Gerade in einer Zeit wie dieser scheinen alte Muster noch stärker hervorzutreten, als zuvor, da Veränderungen im Außen mehr als sonst eine Alarmbereitschaft in uns hervorrufen.

Was sind alte Muster?

Alte Muster sind Reaktionsweisen, die wir immer wieder an uns beobachten – und die uns schon ziemlich lange begleiten. Sie setzen sich aus bestimmten Glaubenssätzen und Gedanken, dazugehörigen Gefühlen und auch Verhaltensweisen zusammen.
Ganz oft wirken sie auf andere suspekt, während sich die Person, die sich gerade darin befindet, vollkommen damit identifiziert.

Wir kommen nicht raus

Das Veflixte an diesen Muster ist: Selbst wenn wir unsere Muster schon bewusst haben, erscheint es fast unmöglich, aus ihnen auszutreten, wenn sie gerade aktiv sind.
Es würde sich tatsächlich vollkommen unnormal anfühlen – selbst wenn wir wissen, dass wir dadurch nicht bestmöglich mit der Situation gerade umgehen und eigentlich schon jetzt darunter leidern. Spätestens hinterher sind wir erschöpft und ausgelaugt, im Konflikt mit jemandem, ärgerlich auf uns selbst oder haben Sorgen und Ängstlichkeit in uns genährt.

Die neun Grundmuster

Die folgenden neun Grundmuster stammen aus der Persönlichkeitstypologie des Enneagramms, das Teil meiner Ausbildung zum Transpersonalen Coach war. Es mag noch andere Muster geben und mit Sicherheit können sich die meisten von uns in mehreren widerfinden.

So oder so halte ich die Muster, die den neun Typen zugeordnet werden, als ersten Überblick für sehr hilfreich. Im Enneagramm sind sie nummeriert und diese Nummerierung liegt auch dem folgenden Überblick zugrunde.

  1. Es perfekt machen müssen / Andere zurechtweisen –-> treibt an
  2. Sich für andere verausgaben / Gebraucht werden müssen –-> treibt an
  3. Arbeitswut / Sich für Projekte, Aufgaben & Erfolg verausgaben –-> treibt an
  4. Sich im Negativen verlieren / Eigenes Leid herausstellen –-> bremst aus
  5. Sich isolieren / In Theorien & Abstraktem zurückziehen –-> bremst aus
  6. Überängstlich / Sich in Gefahren & Worst-Case Szenarien verlieren –-> bremst aus
  7. Mit Positivem ablenken / Herunterspielen von Schwierigem –-> treibt an
  8. Andere kontrollieren / Macht ausüben, streiten & kämpfen –-> treibt an
  9. Nicht auffallen, Konflikte meiden / Antriebslos & unentschlossen –-> bremst aus

Wenn du dich tiefer mit dem Enneagramm beschäftigen magst, gibt es viel Literaur dazu. Schau dir ein Buch vorher gut an, lies Textstellen und entscheide, ob der Ton wertschätzend ist. Mir ist bereits ein Buch in die Hand gefallen, in dem die neun Typen sehr abfällig beschrieben wurden, was keinen Mehrwert hat und nichts (positiv) in deinem Leben verändern wird.
Warum das nicht hilfreich ist (selbst wenn du dein Muster noch so gerne weghaben willst), schauen wir uns nun vertieft an – und werfen dazu einen Blick darauf, wie und wofür alte Muster entstehen.

Wofür alte Muster entstehen

Diese Muster sind im Kern Überlebensstrategien.
Wenn wir einer sehr schwierigen, schmerzhaften oder bedrohlichen Situation ausgesetzt sind, ist es eine natürliche Reaktion unseres Nervensystems, uns zu schützen. Die neun Muster, die ich oben dargestellt habe, können sehr negativ klingen. Wichtig ist, zu verstehen, dass hinter jedem eine enorme Angst steckt, die mit dem Muster versucht wird, zu bewältigen.

Wenn ein Baby z.B. schreien gelassen wird (wie es in den 50-70er Jahren aufgrund von falschem ärztlichen Rat verbreitet war) ist dies existenziell bedrohlich – denn es kann alleine nicht überleben. Zugleich bezieht ein Baby alles, was passiert, auf sich und kann dadurch die Fehlannahme tief in seine Physiologie eingebrannt bekommen, etwas falsch gemacht zu haben, wertlos oder vollkommen allein zu sein oder es nicht angestrengt genug versucht zu haben.
Und daraus entwickeln sich verzweifelte Reaktionen, diese furchtbare Möglichkeit zu verhindern: z.B. durch Perfektionsmus, Helfersyndrom, Überängstlichkeit oder Arbeitswut.

So schwierig diese Verhaltensweisen (an dir selbst und an anderen 😉) uns heute erscheinen mögen – Thomas Hübl nennt diese Reaktionen „Helden der Kindheit“.
Es war einmal die beste Weise, wie du auf eine überwältigende Situation reagieren konntest. Hättest du anders reagiert, hätte es dein Nervensystem zusammenbrechen lassen.

Was auch immer du also empfindest, was auch immer für alte Muster auftauchen: Sie sind mal deine Lebensretter gewesen. Und auch wenn dieses Muster jetzt nicht mehr angemessen scheint, Dinge verschlimmert oder dich auslaugt, hat es dich einmal geschützt.

Raus aus der Wiederholung

Diese Wertschätzung ist der erste wichtige Schritt und hat bereits eine transformative Kraft. Denn plötzlich bist du nicht mehr gegen das Muster.

Was passiert, wenn wir im Widerstand sind:

  • Presse einmal deine Handflächen gegeneinander. Was passiert?
    Es kostet sehr viel Kraft.
    Und im Endeffekt bewegt sich nichts.
  • Widerstand ist – im positivsten Sinne – zwecklos.

Was passiert wenn du das, was da ist, annimmst und seinen ehemaligen Nutzen wertschätzt:

  • Es wird weicher in dir
  • Du hörst auf die selbst zu verurteilen und nimmst damit zusätzlichen Schmerz raus
  • Es öffnet sich ein Raum, der Veränderung ermöglicht

Erst wenn wir auf diese Weise auf das Muster schauen, können wir ganz behutsam damit beginnen, es aufzulösen. Ja klar möchte es dann immer noch gelöst werden und auch das passiert nicht über Nacht. Aber auf diese Weise kann sich überhaupt etwas bewegen.

Wenn du dir Unterstützung dabei wünschst, mit Mustern, Blockaden und schwierigen Gefühlen umzugehen und sie liebevoll zu lösen, begleite ich dich gern in einem Coaching.

Auch die größten Helden der Kindheit dürfen ihren Frieden finden und zur Ruhe kommen.
Was dann entsteht ist ein Raum, in dem mehr von deinem authentischen, kraftvollen, freudigen & liebevollen Wesenskern durchscheinen kann:
Du entfaltest dich (anstatt dich zu optimieren).

Wenn du…

  • … deine Kapazität nähren magst, Fülle zu erleben und zu erschaffen
  • … alte Schichten von Mangel (Glaubenssätze, feststeckende Gefühle) in Fluss bringen willst
  • … wirkungsvolle, körperorientierte und positiv-psychologische Werkzeuge für inneres Lebendig-Sein und äußeren Wohlstand anwenden magst

… lade ich dich von Herzen zur Akademie für „Leben in Fülle“ ein.

 

Alles Liebe,

Glücklich sein

6 Comments on “Alte Muster erkennen, verstehen & auflösen”

  1. Vielen Dank für den schönen Artikel. Er hat mich zu Tränen gerührt weil ich diese Erfahrungen mache. Der Ausdruck „Helden der Kindheit“ ist einfach wunderschön und so liebevoll gewählt. Wie stark wir doch als Kinder schon waren und im Laufe der Zeit unsere Authentizität verloren haben durch die Bildung dieser Überlebensstrategien. Danke und liebe Grüße.

    1. <3 Liebe Anna, so schön, wenn wir beginnen können Frieden mit uns zu schließen. Und uns gegenseitig daran erinnern.
      Viele liebe Grüße, Nathalie

  2. Pingback: Unentschlossenheit - Wie du mehr Klarheit findest • happyroots.de

  3. „Helden der Kindheit“…. Alleine schon diese Bezeichnung lässt einen seine Muster wohlwollender betrachten, ich persönlich habe das vorher noch nie irgendwo gehört und finde es total klasse. Könnte man dann nicht auch sagen, dass der „innere Kritiker“, mit dem man meist auf Kriegsfuß steht und dessen Besuche man als unangenehm fühlt ebenso ein „Held der Kindheit“ ist? 🤔Jedenfalls vielen Dank für diesen tollen Beitrag, ich bin erst kürzlich auf deinen Blog gestoßen und finde es total toll, ich pushe mich damit morgens beim Kaffeetrinken vor der Arbeit immer 😉😇 Weiter so!💪🏼

    1. Liebe Betty,
      wie schön, deine Erfahrung und Reflexion zu lesen! Ja, auch der innere Kritiker war mal dazu da, um uns vor Schlimmerem zu beschützen. Und jetzt dürfen wir ihn wohlwollend betrachten – und vielleicht wird er dann sogar sanfter 🙂
      Es freut mich riesig, dass du Inspiration und Kraft aus dem Lesen schöpfst! <3
      Liebste Grüße,
      Nathalie

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