“Kaufen macht glücklich” suggeriert die Werbung.
Kleidung, aber auch die neuesten iPhones, Smartwatches oder PCs, neue Deko-Artikel, ein neueres Auto und die Komplettierung der Star Wars Sammlung gehören dazu. Und tatsächlich fließen jährlich mehrere Milliarden€ allein in Deutschland in diese Konsumwelt. Da lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen:
Kann man Glück kaufen? Wie geben sehr glückliche Menschen eigentlich ihr Geld aus? Warum shoppen wir? Und was motiviert bloß unser Wirtschaftssystem, uns Konsum zu verkaufen?
Konsum und Glück. Konsumieren besonders glückliche Menschen besonders viel?
Ein erstaunlicher Befund ist der, dass sehr glückliche Menschen ihr Geld anders ausgeben als mäßig glückliche Menschen. Undzwar für Erlebnisse anstatt für Dinge und für andere anstatt für sich selbst.
Uff.
Woran kann das liegen? Wie hängen Erlebnisse und andere Menschen mit Glück zusammen? Und gibt es einen gemeinsamen Grundnenner?
Die Bedeutung anderer Menschen habe ich bereits im Artikel “Das Geheimnis des Glücks” für euch zusammengefasst. Für uns als soziale Wesen sind unsere Mitmenschen lebensnotwendig – und die Grundlage für unser Wohlbefinden. Ihnen eine Freude zu machen vermehrt auch unsere Freude und ist daher ein verdammt guter Weg zum Glück. Wichtig (und auch bereits wissenschaftlich bestätigt) ist allerdings, dass dies nur funktioniert, wenn wir von Herzen und freiwillig geben. Weihnachten zählt also nur bedingt 😉 Achja: und Geben aus Schuldgefühlen auch!
Und wie steht es um die Bedeutung von Erlebnissen? “Sie vergehen ja auch wieder und manchmal viel zu schnell”, oder “man hat nichts langfristiges davon”, mag der ein oder andere von euch denken. Wirklich?
Erlebnisse formen unsere innere Welt. Sie haben einen enormen Einfluss darauf, wie wir die Welt sehen – sie sind es, die am Ende unserer Tage vor unserem inneren Auge vorbeiziehen (wer will DANN schon seine vollständige iPhone-Sammlung sehen!?). Erlebnisse machen unser Leben aus, sie sind unser Leben. Und deswegen wurzelt da auch unser Glück: An unserem Erleben. Zudem schließen Erlebnisse sehr oft natürlich auch andere Menschen ein, die idealen Voraussetzungen also, um glücklich zu werden! 🙂
Fülle vs. Mangel
Ein gemeinsamer Grundnenner von “für Erlebnisse” und “für andere” Geld ausgeben, ist, dass dies mit einem Zustand der Fülle verbunden ist. Wenn wir Erleben – also mit vollem Genuss und mit unserem ganzen Sein – dann erfüllt uns das. Und lädt unser Wohlbefindenskonto auf. Wir sind im Plus.
Wenn wir anderen von Herzen geben, können wir dies überhaupt erst aus einem Füllezustand heraus. Aus einem Zustand heraus, in dem wir uns reich fühlen. Reich hat hier wenig mit materiellem Reichtum zu tun. Wir sind vielmehr reich an Mitgefühl, reich an Freude, reich an Liebe oder auch reich an Dankbarkeit.
Dieser Füllezustand ist das, wie wir uns fühlen möchten, unser Sehnen nach Wohlbefinden. Und dabei ganz einfach mit unserem eigenen Konsumverhalten beeinflussbar.
Sein Gegenteil ist der Mangelzustand. Hier fehlt uns Glück und eins oder mehrere unserer Bedürfnisse sind nicht erfüllt. Und auch ihn beeinflussen wir möglicherweise mit unserer Art zu konsumieren. Denn die spannende Frage ist:
“Shoppen” – wann nicht, wann doch?
Klare Sache.
Wenn wir uns im Füllezustand befinden, das heißt uns zufrieden fühlen und bereits glücklich sind, brauchen wir nicht zu shoppen.
Und warum kaufen wir? Es kann ein Mangelzustand dahinter liegen, ein unbefriedigtes Bedürfnis. Gefühlt und erlebt zum Beispiel in Form von Langeweile, Unruhe, Unzufriedenheit mit sich selbst oder Einsamkeit. Viele weitere Dinge mehr können dahinter stehen. Dies sind Gefühle, die wir alle durchleben. Und es ist nicht schlimm, dass wir sie erleben. Die wirklich wichtige Frage, die sich dabei stellt ist, wie wir hilfreich mit ihnen umgehen.
Wenn wir aus diesen Gefühlen heraus kaufen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir immer unglücklicher werden. Denn Kaufen stillt unser Bedürfnis nicht. Der “Kaufkick” überdeckt lediglich kurzfristig unseren Mangelzustand. Wenn wir diese Strategie jedoch immer weiter nutzen, werden wir dabei immer unzufriedener, selbstunsicherer oder einsamer werden. Denn durch diese Ersatzhandlung verlieren wir den Kontakt zu dem zugrunde liegenden Bedürfnis. Und damit zu uns selbst.
Wenn wir diese Gefühle erleben, ist es deshalb wichtig, auf hilfreiche Art mit ihnen umzugehen. Dies sind Wege, die unsere Unzufriedenheit im Kern angehen und deshalb wirklich lösen.
Der erste Schritt ist deshalb, genau hinzuspüren, welches Bedürfnis gerade vorliegt. Der zweite Schritt besteht dann darin, auf das Bedürfnis einzugehen. Manche sind leicht und direkt zu beantworten, manche nur langsam.
Schritt 1: Dankbarkeit
Dem Kaufrausch am nächsten ist vielleicht ein Cocktail aus Unzufriedenheit (auch mit sich selbst), Haben-wollen und Langeweile. Eine wundervolle Übung, um all diesen Gefühlen langsam und stetig entgegenzuwirken, ist die Dankbarkeitsliste. Dankbarkeit macht glücklicher.
Nimm dir dafür jetzt 7 Minuten Zeit und schreibe alles auf, für das du dankbar bist Lasse dabei niemanden aus: Für was bist du anderen Menschen dankbar? Für was dieser Erde, unserem Lebensraum? Für was der Fügung, dem Schicksal oder Gott? Und für was dir selbst?
Wiederhole diese Übung jeden Sonntag, einmal die Woche. Du darfst dir diese Zeit nehmen. Und du wirst sehen, wie auch deine Wochen- und Monatsbilanz immer häufiger *Fülle* sein wird.
Schritt 2: Very happy strategies
Und für den Turboeffekt kannst du es direkt auch aus der anderen Richtung angehen:
Wenn du Geld ausgibst, gib es für das Richtige aus, so wie es die richtig glücklichen Menschen tun: Für Erlebnisse die dich wirklich erfüllen und für andere, von Herzen.
Interessenkonflikt!?
Vom Füllezustand in dir profitiert jedoch nicht unbedingt jeder. Wem das ganz und gar nicht gelegen kommt, ist die Konsumindustrie. Denn bist du zufrieden und glücklich, erhöht das deine Kaufkraft nicht. Darum lernt jeder Studierende in der Marketingvorlesung Folgendes: “Marketing heißt Bedürfnisse zu erzeugen – und sie niemals zu befriedigen.”
Sehr passende Beispiele finden sich in der Modewelt. Als Frau hat man das und das zu tragen, um schön, begehrt, attraktiv, anerkannt, respektiert zu sein. Echte Meisterleistung liefert da regelmäßig Coca Cola – und verknüpft ein überflüssiges Produkt mit den tiefsten Bedürfnisse. Kennt ihr noch diese Werbung?
Hier wird das Trinken von Cola auf sehr humorvolle Art und Weise gleich mit mehreren Grundbedürfnissen assoziiert: Anerkennung, Ansehen, Schönheit, Coolness, Liebe, Sex, Freiheit, Abenteuer.
Natürlich wissen wir, dass das Trinken von Coca Cola nicht dazu führt (vor allem nicht zu Schönheit). Aber… wissen wir das wirklich? Und wie oft fallen wir hier oder bei ganz anderen Produkten auf den Schein einer schnellen Bedürfnisbefriedigung herein?
Ich wünsche Dir eine von Herzen glückliche End-Vorweihnachtszeit – mit wertvollen Erlebnissen, Zeit für Deine Liebsten und einem Herzen voller Dankbarkeit.
Für was bist Du besonders dankbar?
Ich freue mich auf Deine Gedanken!
Deine Nathalie
8 Comments on “Glück kaufen: Die Wahrheit über Konsum und die große Lüge der Werbung, die sie geheim halten will.”
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Danke für diesen sehr guten Artikel 😉
Ich habe vor einiger Zeit ein Buch über den Einfluss von Werbung auf unser Verhalten gelesen. Seitdem versuche ich, Werbung soweit es geht aus dem Weg zu gehen. Das ist gar nicht so einfach. Der erste Schritt ist erst einmal zu begreifen, dass man von Werbung beeinflusst wird. Danach kann man dann versuchen, sich weniger beeinflussen zu lassen. Das Buch heißt „Can’t Buy My Love, how advertising changes the way we think and feel“ von Jean Kilbourne. Gibt es leider nur in Englisch.
Liebe Anja,
danke für deinen Kommentar und den Buchtipp!
Der klingt wirklich sehr spannend – und es ist gruselig, wie stark uns Werbung beeinflusst…
Jeder bewusste Schritt dagegen ist ein Schritt in glückliche Freiheit!
Liebste Grüße 🙂
Vielen Dank für Ihre Ideen. Wir konnten ein paar interessante Gedanken für uns selber darin finden. Selbst wenn es das Leben gut mit uns meint, es unserem Umfeld und auch uns selbst gut geht, freuen wir uns im Leben immer über eine extra Prise Glück. „Vivre la vie“ gehört in Frankreich zur Lebensmaxime, bei uns Deutschen bleibt davon ein trockenes „Lebe dein Leben“. Es fehlt das Triumphierende der Sprache, der Aufschrei des Lebens, des Glücks für möglichst lange Momente. Vor unserem geistigen Auge assoziieren wir damit häufig, wie die Jugend in ihrer Unbeschwertheit auf die Dinge zuzugeht, völlig unbekümmert in einem Bewusstsein, dass es das Leben nur gut mit einem meinen kann. Es ist nicht schwer, Dinge zu finden, die einen glücklich machen. Der warme Frühlingswind, die Brise am Meer, das fröhliche abendliche Zusammensein. Auf die innere Haltung kommt es an und im französichen Vivre la vie schwingt etwas wie „Umarme das Leben“, halte es fest, mit allen Sinnen, lebe glücklich. Mit zunehmenden Alter bleibt es die Kunst des Lebens, jene Dinge festzuhalten, die uns glücklich machen. Uns eine gute Portion Unbeschwertheit und Jugend zu bewahren, selbst wenn sich die ersten kleinen Fältchen ins Gesicht graben. Lachfalten machen nicht alt, sie halten jung.
Das Leben bleibt uns als Chance und Herausforderung auf der Suche nach Dingen, die uns glücklich machen, uns positiv einstimmen. Seien wir nicht allzu streng mit uns selbst. Halten wir das Glück fest, wenn es uns gefunden hat und lernen wir für unser Leben daraus. Glück schenkt uns Lebensfreude und Lebensmut, lässt uns auch manche schwierige Situation überstehen. Mit Optimismus und neuer Kraft sind wir fähig das Leben zu greifen und die Dinge hin zum Positive zu bewegen. Auf den Weg dorthin müssen wir die großen und kleinen Momente des Glücks pflegen wie eine zarte Pflanze im Garten. Den Boden bereiten, ihm die Nährstoffe zuführen und gelegentliches Gießen, vor allem wenn wir in der Hitze des Alltags zeitweise vergessen an uns zu denken, an unser ganz persönliches Glück.
Thomas Spranger und Maria Beege
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