Mutig sein wünschen wir uns für viele Situationen.
Kennst du diese Momente, in denen du eine großartige Idee hast? In denen du einem Menschen begegnest und spürst: Genau so was möchte ich auch machen? In denen dir klar wird: „So geht es hier nicht weiter“ – ob in deinem Beruf, deiner Beziehung oder deiner Frezeitgestaltung? Diese Momente, in denen du eine Ahnung davon hast, was der nächste Schritt sein könnte?
Manchmal stehen wir vor einem Schritt, für den wir ungeheuer viel Mut bräuchten. Ein Schritt, der uns so überwältigend erscheint, dass wir ihn jetzt gerade nicht gehen können – obwohl wir tief in uns spüren, dass er richtig wäre.
Das ist eine ziemlich explosive Mischung. Denn was hier geschieht ist Folgendes:
- Unser Herz hat sich gemeldet: In diese Richtung geht es
- Unser Gedankenhasterrad dreht total durch: „Das ist doch vollkommener Schwachsinn!“; „Als ob du das schaffen könntest!“; „Wenn du das tust, bricht alles ein und nichts bleibt, wie es war!“
- Bei manchen – wie z.B. mir – meldet sich dann noch eine dritte Fraktion; unsere Selbstverurteilung: „Nun weiß ich schon, wo es lang geht und mach es nicht!“; „Nie zieh ich etwas durch!“; „War ja klar, dass ich mich nicht traue.“
Mutig sein – das Missverständnis
Ich glaube ein Grund für dieses Wirrwarr ist, dass wir eine völlig falsche Vorstellung davon haben, wie solche Schritte auf natürliche Weise gegangen werden.
Wir glauben, dass wir entweder voll & ganz „Ja“ zu einem Herzensimpuls sagen müssen – oder ihn direkt vergessen können.
Wir glauben, dass wir entweder allen Mut direkt haben müssen, den es braucht. Oder – falls das nicht so ist – dass wir es gar nicht erst für möglich halten brauchen, dass dieser Herzensimpuls Realität wird. Entweder, weil dieser Impuls dann eben Schwachsinn war, nichts für uns, oder weil wir halt einfach nicht stark, klug, mutig, selbstbewusst, sicher genug sind, um ihm zu folgen.
Tatsächlich aber entwickelt sich der Mut, den es braucht, einem Herzensimpuls zu folgen, auf eine ganz andere Art und Weise.
Wie Mut entsteht
Denk einmal an eine Person, die du bewunderst für das, was sie in die Welt gebracht hat. Vielleicht hattest du sogar das Glück ihre Biographie zu lesen oder dich mit ihr auszutauschen darüber, wie sie das geschafft hat, was du nun so bewunderst.
Wenn wir sorgfältig genug hinschauen oder ein ausreichend ehrliches Gespräch mit so jemandem führen, stellen wir fest: Diese Person hatte Zweifel. Diese Person ist nicht dem allerersten Impuls gefolgt. Diese Person hat erst einmal versucht, dem Thema auszuweichen. Dies ist zum Beispiel bei Nelson Mandela der Fall, dessen Biographie ich (zumindest bis dahin ^^) gelesen habe: Zunächst wollte er gar nicht mit der Freiheitsbewegung in Verbindung gebracht werden – und gleichzeitig zog ihn auch etwas immer wieder in Gespräche mit jemandem, der bereits dort sehr aktiv war.
Mut ist etwas, das heranreift.
Bei einigen wächst er schneller, bei anderen langsamer. Einige entwickeln riesengroßen Mut in relativ kurzer Zeit, andere entwickeln eine Hand voll Mut im Verlauf längerer Phasen von starkem Zweifel.
Was wäre, wenn das alles vollkommen ok ist? Was wäre, wenn das alles auch vollkommen normal ist? Und wenn wir uns genau die Zeit lassen dürfen, die wir ganz individuell jetzt gerade brauchen?
Ich glaube, allein dadurch würden wir unserem mutig sein schon einen ganz wunderbar erfrischenden Regenschauer schenken. Denn zu viel Sonne, die sagt „Du musst“ und zu viel Sturm, der sagt „Du kannst eh nicht!“ verzögern jedes Wachsen – und lassen das Pflänzchen vielleicht sogar ganz eingehen.
Meine Anti-mutig-sein Geschichte
Diese Erkenntnis durfte ich während einer ziemlich unbequemen Zeit in der ersten Jahreshälfte (sehr langsam) entwickeln. Während ich vor ein paar Jahren meinen Mut sehr gern aktiv stärkte (hier kannst du drei kleine Mut-Geschichten lesen), hatte mich der Mut zu Beginn des Jahres eher verlassen.
Als ich Anfang des Jahres das Manuskript für mein Buch einreichte, kam ich aus einer zutiefst erfüllenden Phase. Ich hatte mich vollkommen in eine Sache hineinvertieft, alles hineingegeben, hatte Schwierigkeiten und Blockaden aufgelöst, die auf dem Weg entstanden waren und war größtenteils mit sehr viel Freude am Werk gewesen.
Und dann kam der Moment der Abgabe… Und ich rutschte in ein emotionales Tief. Denn plötzlich drängte sich die Frage auf: Was jetzt? Was ist jetzt das Herzensprojekt, dass nun nach mir ruft?
Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass es über das hinausging, was ich bisher gemacht hatte. Und das löste ziemlich viel Unbehagen aus.
Wenn der Mut nicht reicht
Weil ich Unsicherheit (vor allem in Bezug auf mein „Wohin“) echt nicht gern hab, machte ich mich direkt daran, das Thema konstruktiv anzugehen und die Lösung zu finden.
Dafür stellte ich mir die Art von Fragen, die die innere Welt schonmal ordentlich ins Wanken bringen können. Fragen wie: „Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass ich in einem Jahr sterbe, bis dahin aber fit bleib?“ Oder „Was würde ich tun, wenn ich so mutig wäre, wie ich gerne wäre?“
Leider war die Antwort auf diese Fragen immer dieselbe: Ich würde „all-in“ gehen dafür, das Herz von Menschen in einflussreichen Positionen (also… sehr einflussreichen Positionen) zu erreichen, um sie dazu anzuregen, die Schäden, die wir gerade unserer Mitwelt zufügen, zu begrenzen.
Was nach einem sehr noblen und sinnvollen Vorhaben klingt, jagte mir ehrlich gesagt eine Riesenangst ein. Wie absolut abstrus und verrückt ist denn bitte dieser Gedanken!? Wie sollte ich so etwas denn schaffen!? Ja, wo könnte ich überhaupt anfangen!?
Nun muss ich dazu sagen, dass ich solche Antworten, gerade wenn sie wiederholt auftauchen und dann auch noch durch Zufälle und andere Dinge untermauert werden, durchaus ernst nehme. Und das löste dann eine riesige Überforderung aus.
Wie sich mutig sein entwickeln kann
Ein allererster kleiner Wendepunkt in diesem Gefühl der Überforderung brachte eine Erinnerung. Die Frage „Was würdest du tun, wenn du so mutig wärst, wie du gerne wärst“ hatte ich nämlich für einen Workshop entwickelt. Damals, Anfang 2016, war ich an die FOM nach Köln eingeladen worden um bei einem Frauen-Event zum Thema Selbstständigkeit vorzutragen. Witzigerweise war ich da noch gar nicht selbstständig gewesen. Und nun fiel mir wieder ein, was meine Antwort gewesen war, die ich mit allen Anwesenden geteilt hatte: Ich würde mich selbstständig machen.
Und plötzlich erinnerte ich mich: Das, was mir jetzt selbstverständlich erscheint und mich total erfüllt – die Selbstständigkeit – das war mal ein riesengroßer Berg, für den ich vor nur 3 Jahren noch längst nicht genügend Mut hatte!
Und da wusste und verstand und spürte ich: Mut entwickelt sich. Ich brauche nicht von mir erwarten, jetzt schon diesen Mut zu haben. Alles, was ich zu tun habe, ist weiter an dieser (total verrückten) Vision dranzubleiben. Sie in mir zu bewegen, darüber zu brainstormen, mit anderen in Austausch zu gehen, Informationen zu sammeln und die Mini-Schritte zu gehen, die sich auftun.
Ich darf Vertrauen haben, dass der Mut, den das kostet, wachsen wird.
Dein Mutig sein gießen
Vielleicht gibt es auch für dich gerade einen Schritt oder eine Idee, für die du Mut bräuchtest, den du jetzt einfach noch nicht hast. Vielleicht wünschst du dir auch ohne ganz konkretes Anliegen mehr Vertrauen darin, dass da bereits Mut in dir ist.
Dann lade ich dich zur Glückserfahrung „Herzensmut“ ein. Sie ist eine Übung aus meinem bald erscheinenden Buch „Was glückliche Menschen anders machen“, die auch als Audio-Version verfügbar ist. Denn für das Erschaffen eines erfüllten Lebens braucht man eine gehörige Portion Mut.
Dein Mut darf in seinem Tempo wachsen.
Und du darfst in deinem Tempo mit wachsen.
Teile deine Inspiration, deine Mutgeschichte, deine Fragen oder deinen Herzensimpuls.
Wie gehst du das „mutig sein“ an?
Für was ist dein Mut bereits gewachsen?
Und wofür wünschst du dir gerade vielleicht mehr Mut?
Ich freue mich auf eure Inspirationen & eurer Teilen!
Mit Liebesmut zum nicht mutig sein müssen, es aber werden dürfen grüßt euch,
P.S.: Die letzten Wochen, bis mein Buch erscheint, sind unglaublich spannend und aufregend für mich. Wenn du mehr darüber erfahren magst, gelangst du hier zu meinem Buch.