Sich voll lebendig fühlen. Unbeschwert lachen. Was zweck-loses tun, einfach weil es Spaß macht. Den Tag mit Leichtigkeit beginnen. Das ist Lebensfreude. Und die scheint jetzt gerade besonders häufig besonders weit weg zu sein.
Da ist die Masterfrage naheliegend:
Wie finden wir auch jetzt in die Lebensfreude?
Lebensfreude – eine Kurzumreißung
Lebensfreude liegt in den Momenten, die unseren Tag füllen. Sie ist ein direktes Gefühl, das verbunden ist mit dem Was unseres Erlebens. Noch tiefer jedoch ist sie verbunden mit dem Wie unseres Erlebens. Wenn etwas Spielerisches, wenn Leichtigkeit in einem Moment liegt, wird die Lebensfreude genährt. Sie ist eng verknüpft mit Fantasie und Humor, mag Überraschungen und „verrückte Dinge“, die Freude machen, ohne in irgendeiner Weise nützlich sein zu wollen.
Mit Blick auf unser Leben gerade, könnte man zurecht feststellen, dass wenig weiter weg erscheint. Das war allerdings schon vor dem Eintreten der Pandemie so. In unserer Kultur wird dem Funktionieren, dem effizienten, nützlichen, zielgerichteten Handeln ein wesentlich größerer Stellenwert zugemessen, als dem freudvollen Sein.
Wie grauenhaft sich das wirklich anfühlt, bekommen wir durch die äußeren Beschränkungen aktuell in 10-facher Intensität zu spüren.
Verdammt unangenehm? – JA!
Zeit was zu ändern? – Wenn nicht jetzt, wann dann.
Die Superkräfte von Lebensfreude
Wer möchte sie nicht in seinem Leben haben, die Lebensfreude? Positive Gefühle können wir immer gut gebrauchen, gerade jetzt überzeugen ihre Effekte aber umso mehr:
Lebensfreude…
- … hilft uns, aus einem eingefroren/niedergeschlagen Sein wieder in Balance zu kommen und aus einem überdrehten/ängstlichen Zustand in mehr Zuversicht zu finden
- … schenkt uns mehr Energie
- … macht unser Immunsystem widerstandsfähiger gegen Viren. Ob Menschen eine Erkältung bekommen, nachdem sie Rhinoviren gespritzt bekommen haben, hängt von ihrem Glücksnveau ab: Die Menschen, die angaben glücklich zu sein, erkrankten nicht! (Zur Studie)
- … lockert unseren Effizienz-Blick und öffnet die Tür zur Freude am Sein, absichtsloser Präsenz und Fülle (die sich verdammt gut anfühlt)
- … weitet unseren Blick. Dadurch wird der Problem-Fokus aufgehoben und um eine weitere und damit auch realistischere Perspektive ergänzt: Wir sehen mehr vom Gesamtbild
- … weitet unser Handlungsspektrum, was uns ermöglicht flexibler auf Herausforderungen zu reagieren
- … und damit öffnet sich auch die Tür zur Kreativität
- … stärkt unsere emotionale Widerstandsfähigkeit. Wie ein Luftkissen-Puffer, der gut gefüllt ist, können wir gestärkter der nächsten Hürde begegnen
- … tut gut. Undzwar direkt.
Noch wichtiger ist aber wahrscheinlich die Tatsache: Lebensfreude ist Ausdruck unserer Lebendigkeit. Sie ist nicht primär zweck-orientiert. Nicht mal sekundär. Sie zieht uns direkt hinein in die Fülle inmitten von (Möglichkeits-)Mangel, in bunte Farbe inmitten von Grau, ins Leben inmitten von Stillstand.
Hinein in die Lebensfreude
Wie können wir diese wundervolle Qualität stärken? Zunächst mag ich einige „klassische“ – und wirklich wertvolle und wirkungsvolle – Methoden erwähnen, über die ich an anderer Stelle bereits mehr geschrieben habe. Der zweite Teil von Lebensfreude-Hacks ist jedoch aktuell noch wichtiger.
Die Freude des Seins
Wenn Lebensfreude mit dem Wie unseres Erlebens zusammenhängt, können wir genau bei diesem Wie ansetzen. Folgende Wege sind sehr wirkungs- und wunder-voll.
- Meditation: Mit einer Fülle von verschiedenen Formen bietet Meditation uns die Möglichkeit, Freundlichkeit, Stille, Lebendigkeit, Präsenz und Selbstliebe zu stärken. In diesem Beitrag kannst du das Geheimnis entdecken, was Meditation so wirkungsvoll macht.
- Achtsamkeit: Diesen feinen Wahrnehmungszustand, den wir in Meditation kultivieren können, erlaubt es uns, mit Herz & Geist präsent zu sein. Ganz „da“ mit allem was ist. Achtsamkeit ist ein Weg ins Fühlen – und nur dann vollständig.
- Dankbarkeit: Eine unterschätzte Wunderwaffe für ein nachhaltig stabiles, hohes Wohlbefinden. Hier kannst du mehr über die Macht der Dankbarkeit und Wege sie zu stärken erfahren.
So sehr ich diese Wege schätze, so haben sie eine Eigenschaft, die in der aktuellen Zeit zum Nachteil werden kann. Deshalb liegen mir die Strategien im nächsten Abschnitt noch mehr am Herzen.
Spielerische Freude
Irgendwann im Januar. Ich gehe durch den Park.
Endlich (nach gefühlten Monaten) scheint wieder die Sonne. Mich packt da diese Idee…
„Aber das kann ich doch jetzt nicht machen…“
Doch sie lässt mich nicht los.
So unauffällig wie möglich nähere ich mich dem grossen Felsen, von dem zwei ziemlich coole Rutschen abgehen.
Eltern spielen mit ihren Kindern, Paare schlendern durch den Park, die ganze Stadt scheint draussen zu sein…
So wird das nichts, denke ich.
Entweder voller Überzeugung oder gar nicht.
Aufgerichtet und klaren Schrittes gehe ich auf den Felsen zu, erklimme ihn, stehe gelassen und als sei es das normalste der Welt an der Rutsche
und…
:))))))
Es gibt Zeiten, da braucht es „Härteres“ 😉. Während Achtsamkeit und Dankbarkeit nach wie vor absolut nährende und grandiose Methoden sind, die ich sehr empfehle(!), so haben sie eine Eigenschaft, die gerade in der aktuellen Zeit Nachteile mit sich bringen kann: Sie beruhigen. Und so lebendig sie sich anfühlen können, so können sie uns auch in eine eher passive, beobachtende Rolle bringen.
Diesen passiven, beobachtenden Zustand erleben viele von uns aktuell jedoch fast konstant. Es ist wie ein globales Warten, ein Ausharren, bis „das hier endlich vorbei ist“ oder bis „bessere Zeiten“ kommen.
Die Strategie erweitern
Für mich brauchte es deshalb eine „Strategie-Erweiterung“ – bzw. härtere Mittel :-D. Ich taufte sie spielerische Freude.
Meine Leitfragen dabei waren:
- Was zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht?
- Wobei muss ich kichern, wenn ichs tue (oder es mir auch nur vorstelle)?
- Was macht so richtig Spaß – und ist gleichzeitig für nichts „nützlich“?
Mini-Innehalten:
Na?
Welche Aktivitäten schießen dir direkt in den Kopf, wenn du diese Fragen liest? 😊
Halte sie kurz fest, auf einem Schmierblatt oder in einem Worddokument.
Achtsamkeit und Meditation haben einen weiteren möglichen Nachteil: Sie können für uns ein „To-Do“ werden, eine Methode, mit der wir uns selbst optimieren (z.B. weil wir klarer, fokussierter, freundlicher oder flexibler werden). Und damit wären wir wieder im Funktionieren.
Bei spielerischer Freude ist das quasi ausgeschlossen. Sie verfolgt keinen Zweck, sondern ist dann am schönsten, wenn sie aus Spaß an der Freude geschieht. Ohne tieferen Sinn als die Lebensfreude selbst. (Hier stellt sich zurecht die Frage, ob das nicht ein wesentlich tieferer Sinn ist, als eine Aufgabe gut zu bewältigen, vor anderen gut dazustehen, oder Erfolg zu haben).
Meine Lieblingsideen für spielerische Freude
Mitten in einer persönlich weniger angenehmen Zeit im Januar begann ich, mir eine Liste mit schönen, lustigen bis leicht verrückten Dingen zu schreiben, die mich in ein Erleben von spielerischer Freude bringen. Mittlerweile ist sie zwei Din A4 Seiten lang – doppelspaltig.
Bereits das Erstellen dieser Sammlung hatte einen wundervollen Effekt auf meine Stimmung 😀
Meine Lieblingsaktivitäten:
- Singen (und währenddessen den Text neu erfinden)
- Das aktuelle Erleben mit veränderter Stimme kommentieren
- Rutschen <3
- Rollschuh fahren (in der Schneewoche war es natürlich Schlitten fahren)
- Fußnägel bunt lackieren
Aus Workshops & in Gesprächen mit Freunden kam zudem auf:
- Zoom Wein-Tasting
- Bälle von Garten zu Garten werfen, ohne den Nachbarn zu sehen
- Helium einatmen und Kollegen Auskünfte per Telefon erteilen
Was kommt auf deine Lebensfreude-Liste?
Was fällt deinen Freund*innen ein?
Das nächste Gespräch in diese Richtung zu lenken ist herrlich! Es kommen wunderschöne weitere Ideen auf und vor allem viel viel Heiterkeit. Diese geteilte Freude ist *jetzt* noch viel mehr wert als sie es ohnehin schon immer war!
Wenn die Welt gerade irgendetwas braucht, dann sind es Aktivitäten, die Freude machen und uns aus dem Ausharren wieder in ein lebendiges, selbstgestaltetes Lebensgefühl führen.
Ich freue mich auf deine Inspirationen <3
Sie werden gebraucht – denn damit schaffst du mehr aktive Spielfreude in der Welt.
Vollherzige Freude wünscht dir,
Zitierte Studie:
Cohen, S., Alper, C. M., Doyle, W. J., Treanor, J. J., & Turner, R. B. (2006). Positive emotional style predicts resistance to illness after experimental exposure to rhinovirus or influenza A virus. Psychosomatic medicine, 68(6), 809-815.
4 Comments on “Lebensfreude – Wie du mehr von ihren Superkräften in dein Leben holst”
Liebe Nathalie!
Danke Dir für die tolle Inspiration!!! Ich habe in letzter Zeit lautstark bei den unterschiedlichsten Songs mitgesungen, tanzen macht auch richtig Spaß :)) Rutschen probiere ich morgen gleich mal aus!
<3 Grüße
Sonja
<3 :-) Viel Freude beim Rutschen! Und Singen ist echt genial, das versüßt sogar den Wohnungsputz ;-)
Hallo liebe Nathalie,
Ja die Inspiration trifft es auf den Punkt. Ich merke auch, dass ich gerade wirklich nicht das Beruhigende in meinem Leben brauche, welches durch die Pandemie so still geworden ist sondern „Action“! Deshalb werde ich genau das jetzt noch mehr aktivieren. Und LACHEN ist ganz wichtig. Also los, lasst uns alle wieder lebendiger fühlen durch Dinge die einfach sind und dem Leben einfach nur Freude schenken. Danke für den Anstoß :-))
Herzliche Grüße
Christel
Schön, dass dies bei dir ebenfalls ins Schwarze trifft 🙂
Und eine ganz wichtige Ergänzung, liebe Christel! Ich bin durch eine Trainerin, die ich ausgebildet habe, auf das Lachtelefon aufmerksam geworden: Drei Minuten wird mit einem Lach-Yogalehrer gelacht: https://lachtelefon.de/
Viele liebe Grüße,
Nathalie