Was ist Glück? Der Lottogewinn, Euphorie, ein Trend, ein Lebenskonzept? Was, wenn Glück viel mehr und in gewisser Weise gleichzeitig weniger ist, als das?
Seit über 4 Jahren gibt es nun happyroots – und ich habe noch keinen Blogartikel zu dem wohl wichtigsten Thema der Positiven Psychologie geschrieben!
Der Grundfrage!
Frag mich bitte nicht, wie das passieren konnte… Und beginnen wir doch bei dem, wofür ich 2013 angefangen habe, so tief in dieses Thema einzutauchen, dass es zum Kern meines Berufs geworden ist.
Worum es im Leben geht
Jap. Die nächste existenzielle Frage 😀 Und sie führt uns direkt ins Herz zu meiner Antwort auf die Frage nach dem Glück. Dieses Thema in der Positiven Psychologie hat mich magisch angezogen. Das Ding ist: Alle wollen glücklich sein. Glück (oder weniger Unglück) ist unsere Hauptmotivation hinter allem, was wir so tun. Warum trinkst du z.B. ein Glas Wasser? Wofür triffst du Freunde? Ja, wofür gehst du zur Arbeit (wie unangenehm sie vielleicht auch gerade ist)? Warum ließt du diesen Blogartikel?
Wir alle wollen so erfüllt und glücklich wie möglich leben – und (größeres) Unglück vermeiden.
Das ist erstmal weder gut, noch schlecht. Es ist ein neutraler Fakt, so etwas wie unser Bedürfnis nach Essen oder Schlaf (was, wie wir wissen, sehr glücklich machen und bei Abwesenheit sehr unglücklich machen kann).
Was ist Glück nicht?
Damit sind wir bei der nächsten wichtigen Entdeckung – Was ist Glück nicht:
„Glücklicher Zufall“
Der Lottogewinn scheidet also aus. Aber auch die Annahme, dass Glück nur für einige wenige priviligierte Menschen erreichbar wäre. Ja, es gibt viel Dunkelheit in vielen Lebensgeschichten. Und es gibt auch immer Licht.
„Hochgefühl“
Euphorie, Begeisterung, Freudentaumel und Ekstase sind grandiose Gefühle. Allerdings gehören alle angenehmen Gefühle zum Glück. Also auch z.B. Zufriedenheit, Geborgenheit, innere Ruhe oder Behaglichkeit.
„Nur angenehme Gefühle“ / „Nur positiv sein“
Das wohl häufigste Missverständnis. In meiner Buchlesung im Dezember hat ein Teilnehmer kritisch angemerkt, dass es ja gar nicht möglich ist, immer glücklich zu sein. Das stimmt. Und für unser Glück müssen wir alle Gefühle umarmen – ansonsten werden wir auf Dauer unglücklicher.
„Trend“
Was wurde die letzten 40 Jahre in den Sparten Persönlichkeitsentwicklung und Selbsthilfe so angeboten? Was hatten Philosophen, Pioniere und soziale Bewegungen seit jeher zum Thema? Die Schlagworte haben sich vielleicht geändert. Aber im Kern ging es schon immer um das Eine: „Hiermit wird dein (unser) Leben endlich besser, endlich erfüllend“.
„Lebenskonzept“
Das mag nun kontraintuitiv klingen. Und es kann sehr hilfreich sein, für eine gewisse Zeit ein Lebenskonzept daraus zu machen. Aber tatsächlich ist es schon ein viel tieferes Fundament von deinem Leben. Es ist die Motivation hinter allem, was du tust.
Was ist Glück in Positiver Psychologie & Wissenschaft?
Die Positive Psychologie ist eine wissenschaftliche Unterdisziplin in der Psychologie, die im Jahr 2000 offiziell gegründet wurde – auch wenn es schon in den 60er Jahren intensive Forschungen und den ersten „Happiness Kurs“ gab. Es gibt verschiedene Konzepte, die unterschiedliche Schwerpunkte legen – aber zugleich auch einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Ich stelle hier das am weitesten verbreitete vor, da es zur Messung von „happiness“/Glück in den allermeisten Studien genutzt wird.
Standardmäßig werden dafür drei Parameter abgefragt (hier geht’s zu den offiziellen Fragebögen von Prof. Diener). Original übersetzt:
- Positive Emotionen: Die emotionale Alltagsfacette. Wieviele positive Emotionen kommen auf eine negative Emotion? Ein Verhältnis von 3:1 gilt als glücklich.
- Lebenszufriedenheit: Die mentale Bewertung des eigenen bisherigen Lebens anhand von Fragen wie: „Wie zufrieden bist du mit deinem Leben?“
- Aufblühen: Die Facette von Sinnerfahrung, Verbundenheit und Selbstentfaltung im aktuellen Leben – und damit die zentrale Facette. Denn mal einen schlechten Tag haben wir alle (wenige positive Gefühle). Und wir können sogar auf einen Scherbenhaufen zurückblicken (wenig Lebenszufriedenheit). Die Frage ist immer: Wie geht’s von hier aus weiter?
Und was ist Glück nun? 😀
Glück ist deine innerste Motivation, die dich ständig ruft, piekst, leuchten lässt, herausfordert und zufrieden macht. Die dich einlädt in ein erfüllte(re)s Leben.
Und in diesem Sinne ist Glück eine Reise. Es ist ein Wachstumsprozess, wie ihn sogar der oben genannte, wissenschaftlich genutzte Begriff „aufblühen“ (aus dem Englischen: „flourishing“), andeutet. Es geht also im Kern darum, immer mehr du selbst zu werden. Wie eine Pflanze es eben auch tut. Das war mein Schluss aus dem Studium der „Angewandten Positiven Psychologie“ an der UEL. Und ich stellte auch fest, dass alle Themenbereiche, alle „Grundsätze des Glücks“ (bis heute gibt es keine wirkliche Ordnung, Reihenfolge oder Gruppierung in der positiven Psychologie), sich in diesen Wachstumsprozess eingliedern lassen – und ihnen eine sinnvolle Struktur und „Routenplanung“ für deine Reise geben.
Starke Wurzeln
Wenn wir uns fragen: „Was ist Glück?“ poppt, wie oben beschrieben, das Hochgefühl, das erreichte Lebensziel, oder der Lottogewinn auf. Doch Glück beginnt bei und zieht seine Kraft aus etwas viel Grundlegenderem. Wie bei einer Pflanze ist es auch für uns wichtig, zunächst einmal festen Halt zu haben und „Nährstoffe aufzunehmen“.
Diesen Anker finden wir zum einen im Erfahren, wie wir mit Glück in Kontakt kommen können, was in nahezu allen Lebenssituationen möglich ist. Das gibt uns Vertrauen, ein inneres Wissen von: Glück ist da. Selbst wenn es manchmal nur ein Minifunken ist, der gerade nicht auszureichen scheint.
Wir finden diesen Anker dann im grundlegenden Kontakt zu uns selbst. Wo sonst, wenn nicht in wirklich tiefem Kontakt zu uns selbst haben wir die Möglichkeit, herauszufinden, was wir möchten, brauchen, was uns gut tut und was uns auf die falsche Fährte gelockt hat (Selbstgemachter Salat vs. Kekspackung)? Wir brauchen eine tiefgreifende Verankerung in uns selbst.
Und zuletzt ist es Teil unserer inneren Basis, unserer Wurzeln und unserer Widerstandsfähigkeit, mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Ja, sie sogar zu verwandeln und ihre Kraft für uns zu nutzen. Denn was tun wir, wenn es uns wirklich schlecht geht? Und – jeder kennt diese Phasen. Manchmal hilft ein neuer Blickwinkel, eine Affirmation, eine Dankbarkeitsübung. Aber die wirklich schwierigen Gefühle brauchen etwas anderes: Unsere Zuwendung. Unsere Umarmung. Und eine neue Haltung.
Diese Wurzeln, dieser feste Halt, sind ein sicheres Fundament, auf dem du wachsen und blühen kannst. Und deine Wurzeln wachsen wie bei einem Baum weiter in die Tiefe, wenn du dich weiter entfaltest.
Wachsen
Wenn wir unserem Glück folgen und seine Impulse, Pieksereien, Rückmeldungen („sehr gut! Du bist auf dem richtigen Weg!“) und Einladungen ernst nehmen, beginnen wir zu wachsen. Ähnlich der Blume, die dem Licht entgegen wächst. Das spannende hierbei ist, dass die Pflanze dabei einfach mehr und mehr sie selbst wird. Eine Rose kann nicht zur Lilie werden (egal wie gern sie das hätte). Und genau so sind wir in diesem Schritt eingeladen, mehr und mehr wir selbst zu werden. Uns selbst zu entdecken.
In diesem Sinne gilt es zu entdecken, was in uns bereits schon immer angelegt war: Unser innerer Schatz an Stärken, Talenten, Fähigkeiten und auch unserem Leitstern, dem, was unserem Leben Sinn verleiht. Das zu leben und anzuwenden ist eine der größten Glücksquellen.
Zugleich brauchen wir unsere Selbstliebe. Eine Pflanze, die sich ständig selbst bekämpft und für nicht groß genug, nicht schön genug, oder auch für zu auffällig halten würde, würde… Mit Sicherheit nicht wachsen. Tiefgreifend zu akzeptieren, wer wir wirklich sind, und das zu feiern, ist die Grundlage für unser Wachstum und unsere Einladung, erfüllt zu leben.
Und wenn wir uns das so anschauen, gerade auch, wenn es nun zum Thema Blühen kommt, braucht es auch verdammt viel Mut, zu wachsen. Unser tatsächliches Glück braucht unseren Mut, weil wir alte Denkweisen und Strukturen hinter uns lassen und tatsächlich dem folgen, was unsere Begeisterung ist, unser Weg (noch nicht mal primär dem, was wir gut können). So jedenfalls halten es die sehr glücklichen Menschen.
Das klingt nun bereits ziemlich glücklich. Wahrscheinlich streben viele Menschen einfach diesen Zustand an. Doch um glücklich zu bleiben und immer wieder zu werden, braucht es noch eine dritte Komponente: Das Blühen.
Blühen
Die Rose ist so weit gekommen: Sie ist zu einem stattlichen Strauch herangewachsen. Würde sie jetzt nicht blühen, würde sie nicht „glücklich“ werden können. Denn sie würde sich nicht voll entfalten. Sie würde am schönsten Punkt aufhören. Das macht wenig Sinn. Und bringt maximales Unglück (oder wie würdest du dich fühlen, wenn du eine pflanzliche Lasagne zubereitest – und sie dann nicht isst!).
Blühen klingt vielleicht sehr groß, blumig (haha), und sehr weit weg. Doch Blühen ist im Endeffekt ein ganz natürlicher Prozess. Hier entfaltest du dich in deine Bestimmung. Deine Bestimmung ist das, was du mit deinem Besten, deinem inneren Schatz, in die Welt gibst. Das ist tiefes Glück. Was es braucht, ist deine bewusste Entscheidung und dein Losgehen.
Anders als bei den Pflanzen hilft dir dein Blühen hingegen auch, sogar Dürren und Stürme zu überstehen. Denn deine Bestimmung ist ein unglaublicher Motor, der dich mit ganz viel Kraft ausstattet.
Und schließlich erkennt man auch erst im Blühen seine tiefgreifende Vernetzung mit allem. Diese Verbundenheit äußert sich bereits in der Blume: Einfach durch ihr Sein-Wie-Sie-Ist, bringt sie so viel Schönheit, Nahrung, Lebensraum und Sauerstoff in die Welt. Und genau das passiert, wenn du beginnst, zu Blühen. Das ist pures Glück.
Bei uns ist dies oftmals kein linearer Prozess. Vielleicht blühst du hier und da bereits – und darfst den Kontakt zu deinen Wurzeln stärken. Oder du benötigst, um dir überhaupt zuzugestehen, Wurzeln schlagen zu dürfen, erst einmal Selbstliebe, die zum Wachsen gehört.
Wie auch immer es ist:
Du bist hier um echt zu sein.
Und glücklich.
Echt glücklich.
Die wirklich wichtige Frage
Ja, es gibt diesen Rahmen, es gibt viele Theorien und Ansätze. Aber was ist Glück ganz explizit für dich? Diese Frage gebe ich dir nicht nur als netten Impuls mit. Wenn du dieser Frage nachgehst – wie du es ja bereits getan hast, sonst würdest du diesen Artikel nicht lesen – begibst du dich bereits direkt ins Glück hinein. Undzwar in deines.
Es gibt Prinzipien und wunderbar gesicherte Forschungsergebnisse, was glücklich macht. Aber zugleich ist Glück höchst individuell – weil es ja das Leben kreieren möchte, in dem du erfüllt lebst.
Was du gelesen hast, darf dich inspiriert haben.
Aber wenn du es wirklich wissen willst, halte jetzt schriftlich fest oder poste in die Kommentare:
Was ist Glück für dich?
Gesungenes Glück
Und zu guter Letzt… Das wohl wundervollste Lied zum Glück :*-) <3
Was ist Glück für *dich*?
Eine glückliche, blühende und verwurzelte Wachstumszeit wünscht dir
PS.: Du bist ganz herzlich zur *Glücksfeier* am 18.08.20 eingeladen 🙂
Mehr auf: www.happyroots.de/gluecksfeier
2 Comments on “Was ist Glück?”
Hi Natalie, du bist wie immer eine wundervolle Inspirationsquelle, deine Gedanken sind erbaulich und geben mir ein festes Fundament für mehr Selbstliebe, Zuversicht und Achtsamkeit. Auf deinem Weg immer viel Kraft, herzlichen Dank für dein Dasein und deine so aufmunternden Worte. Love you 🌹
Lieber Christoph,
Ganz lieben Dank für dein Feedback – es freut mich sooo sehr, wenn meine Artikel zu Selbstliebe und festen Fundamenten beitragen <3
Liebste Grüsse,
Nathalie