Selbstbestimmung: Warum du Freude brauchst um deinen Schweinehund zu besiegen

Selbstbestimmung

Eine Studie zum Thema Selbstbestimmung?

Du betrittst den kleinen fensterlosen Raum, der von einem langen, grauen Uni-Korridor abzweigt. Eine Wolke aus köstlichem Duft nach frischgebackenen Keksen schlägt dir entgegen – der Duft, den du an diesem Ort am wenigsten erwartet hättest.

Auf dem Tisch steht eine Schale mit den knusprigen Köstlichkeiten bereit. Entzückt entdeckst du, dass es Kekse mit Schokostückchen sind. Dir läuft das Wasser im Mund zusammen und dein Magen knurrt hörbar. Der Studienleiter, der dich in den Raum führt und dir signalisiert, dich zu setzen, lacht.

“Oh, da muss ich Sie leider enttäuschen. Sie sind ja nun schon nüchtern zu uns gekommen, jetzt ist es später Vormittag. Aber leider können Sie diese Kekse nicht essen. Das würde die Ergebnisse unserer Studie verzerren. Ich muss Ihnen sogar mitteilen, dass Sie auch die nächsten 24 Stunden keine Süßigkeiten essen dürfen. Allerdings, damit Sie nun ein bisschen was essen können, stehen für Sie Radieschen bereit.”

Die Tür fällt hinter dir ins Schloss. Du siehst diese vorzüglich duftenden Schokokekse vor dir. Und brauchst all deine Kraft und Selbstregulation, um sie nicht zu essen. Noch nie haben Radieschen so schal geschmeckt.

Wofür du Selbstbestimmung und Selbstregulation brauchst

Selbstregulation ist die Fähigkeit, dich deinen natürlichen (biologischen) Impulsen oder Gewohnheiten zu widersetzen, um ein selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Die Basis also für deine Selbstbestimmung.

Die Beispiele sind vielfältig:

  • Du bist müde und etwas geschafft und wendest dich trotzdem mit deiner ganzen Präsenz einer Freundin/einem Freund zu, weil dieser liebe Mensch gerade vor einer persönlichen Herausforderung steht.
  • Es ist bitterkalt, du bist spät dran und schwingst dich trotzdem auf das Rad anstatt ins Auto, weil du dir vorgenommen hast, dies für deine Gesundheit, deinen Knackpopo, deinen Vitamin D Spiegel (das Sonnenvitamin), dein Wintertief und die Umwelt durchzuziehen.
  • Auch wenn du gerade auf alles Lust hast, nur nicht DARAUF – du setzt dich dran! Ob an die Steuererklärung, die Masterarbeit, den Brief an Firma Drumpf oder die Ausmistung des Kellers.
  • Du regulierst deine Worte und deinen Tonfall, während du versuchst einer ausufernden, nervtötenden Diskussion am Meeting- oder Mittagstisch endlich eine Ende zu setzen.
  • Du greifst nicht zu den Schokokeksen – weil dir das ein Studienleiter gesagt hat, oder weil du dich gesünder ernähren möchtest.

Selbstregulation – eine begrenzte Ressource?

Selbstregulation ist wegen seiner grundlegenden Bedeutung für eigentlich jeden Lebensbereich, in dem wir selbstbestimmt und in Einklang mit einem uns persönlich wichtigen Ziel handeln wollen, bereits ausgiebig erforscht worden.

Die ernüchternden Ergebnisse zahlloser Studien bestätigen, was wir alle alltäglich erleben: Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist endlich. Sie ist wie eine Batterie. Bei jeder Handlung, in der wir uns selbst regulieren, “verbrauchen” wir ein bisschen von dieser Kapazität für spätere Situationen des Tages. Wunderbar sind die Folgen mit dem inhaltsleeren Fernseh-Abend (inklusive einiger Genussmittel) verbildlicht.

Deine Batterien wieder aufladen

Eine viertel Stunde hast du die Schokokekse angestarrt und Radieschen gegessen. Endlich holt dich der Studienleiter ab und du darfst in einen neuen Raum, weg von dem köstlichen Duft.

Auf dich wartet ein bequemer Stuhl und ein großer Bildschirm. “So, nun können Sie sich etwas erholen und währenddessen ein sehr amüsantes Video schauen.” Direkt startet das Video – das beste Babylachen, das du je gehört hast.

Während du dir noch die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischst, betritt eine zweite Studienleiterin den Raum, und präsentiert dir ein Knobelblatt. “Nun kommen wir zu der Studie von Team 2 – vielen Dank, dass du auch hier mitmachst! Die Aufgabe ist hierbei, mit nur einer durchgezogenen Linie alle Symbole ohne abzusetzen zu verbinden. Läuten Sie einfach diese Glocke hier, wenn Sie fertig sind, oder aber nicht weiter versuchen wollen.” Und auch sie verlässt den Raum…

Studienteilnehmer, die den Schokokeksen widerstehen mussten und danach ein lustiges Video geschaut haben, beschäftigten sich anschließend bedeutend länger mit dem (unlösbaren) Knobelspiel, als Teilnehmer, die dazwischen ein neutrales Video schauten. Tatsächlich beschäftigten sich die Babaylacher Teilnehmer genauso lange mit diesem Rätsel, wie Teilnehmer, die davor weder hungrig waren noch Schokokeksen widerstehen mussten.

Das heißt, die verbrauchte Selbstregulation wurde durch das lustige Video wieder aufgefüllt!

Die Forscher Tice, Baumeister und Kollegen  fanden heraus, dass auch ein kleines Geschenk die Batterien wieder aufladen kann – und sie verwendeten viele weitere Aufgaben, um die Selbstregulation zu erschöpfen und anschließend erneut zu fordern.

Fazit:

Deine Selbstbestimmung braucht deine Selbstregulation. Denke daran, sie regelmäßig wieder aufzuladen – um die Ziele für deine Gesundheit, dein Glück und das Glück dieser Welt jeden Tag neu zu erreichen.

Gönnst du dir Pausen, in denen du Freude erlebst, Lächeln oder Lachen musst, ist deine Kapazität zur Selbstbestimmung wieder für dich da! So schön kann Aufladen sein 🙂

 

Für was möchtest du diese Strategie einsetzen? Und was ist dein Lieblings-Munter-Macher?
Ich freue mich auf dein Kommentar oder deine persönliche Nachricht!

 

Alles Liebe und viele vergnügte Pausen,

Glücklich sein

Deine Nathalie

4 Comments on “Selbstbestimmung: Warum du Freude brauchst um deinen Schweinehund zu besiegen”

  1. Mein Muntermacher ist die Handarbeit , da kann ich bis Mitternacht wach bleiben, ohne müde zu werden , was ich aber nicht tue , da mir mein Schlaf vor Mitternacht auch wichtig ist , da ich eine Frühaufsteherin bin ( 5 Uhr auch am Sonntag ) .
    Eine Kollegin hat einen Handarbeitskreis gegründet . Wir stricken häkeln und nähen für einen guten Zweck .
    Dazu werden unsere Werke in der Vorweihnachtszeit verkauft und wir überlegen gemeinsam welcher
    Hilfsorganisation wir den Erlös zu kommen lassen . So macht Handarbeit richtig Spaß und belebt die Sinne – liebe Grüße aus dem schönen Wien – Claudia

    1. Liebe Claudia,
      einen wunderbaren Muntermacher, den du da mit uns teilst! Es klingt, als sei es deine Freude-Auszeit & dein Herzensprojekt in einem.
      Was kann es Besseres geben? Ein wundervolles Win-Win-Win-Projekt!!
      Liebe Grüße,
      Nathalie

  2. Liebe Nathalie,

    was für ein wunderbarer Artikel. Genau das, was mich die letzten Tage beschäftigt hat:
    Ich setzte mich selbst unter Druck, bestimmte Ziele nicht zu erreichen und nur nicht genug Selbstdisziplin zu haben.
    Jetzt kann ich mir noch viel bildlicher Vorstellen, dass es genauso wichtig ist, mir genug Freiraum, Zeit für Entspannung und Spaß zu gönnen, ganz ohne schlechte Gewisses.

    Ich danke dir.

    Liebe Grüße
    Cosima

    1. Liebe Cosima,
      danke für deinen Kommentar <3 und schön, dass dich der Artikel inspiriert hat. Denn der Druck kann einen echt platt machen!
      Ich wünsche dir wunderbare Freiraum-Zeit zur vollen Entfaltung deiner Selbst und dem, in das du dein Herz steckst!
      Alles Liebe,
      Nathalie

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