Nathalie kritisiert Begeisterung!? Wo Begeisterung so etwas wie ihr Lebenselixier ist?
Ich liebe es, mich begeistert zu fühlen, ich liebe es, meiner Begeisterung zu folgen und ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies der Kern davon ist, ein glückliches und erfülltes Leben zu erschaffen, in dem wir uns tatsächlich entfalten (und dafür bin ich extrem dankbar – und auch wieder ziemlich begeistert).
Gibt es denn dann überhaupt so etwas wie ein „zu viel“ an Begeisterung? Könnte Begeisterung jemals schlecht oder schädlich sein!?
Ich fürchte, ja. Und es ist echt hart, das zu schreiben. Heute möchte ich die taufrische Erkenntnis aus den allerersten Tagen dieses neuen Jahrzehnts mit euch teilen, die mich auf sehr körperliche und durchaus schmerzhafte Weise ereilte.
Begeisterung: Wirkung & Nebenwirkung
Der Morgen war frisch und klar, als ich aus der Türe trat. Die ersten Schritte lenkten meinen Blick direkt auf die Havel und mein Herz tat einen begeisterten Sprung: Die ganze Landschaft war mit weißem, in der Morgensonne glitzernden Raureif überzogen. Ich joggte los, hinaus aus dem kleinen Örtchen bis sich rechts und links weiß glitzernde Felder erstreckten. Zu meiner Rechten entdeckte ich eine Gruppe Rehe grasen und war hingerissen. Zu meiner Linken zog dann ein Schwarm Wildgänse über das Wintermärchenfeld in die Morgensonne hinein… Und
ZACK
Knickte ich mies um.
Weiterjoggen war nicht mehr – es hieß zurückhumpeln.
Positive Wirkung:
Begeisterung öffnet uns und ist oft begleitet Emotionen wie Freude, Dankbarkeit, Ehrfurcht, Wertschätzung und Liebe. Diese Emotionen wiederum sind ein Geschenk an unser System (zur Studie), weil sie uns innerlich ausbalancieren können, zu mehr Gesundheit und gestärkten Beziehungen beitragen.
Was zudem noch sehr wesentlich ist, ist, dass Begeisterung für die Schönheit der Natur uns im innersten berührt – und unseren inneren Herzenswunsch nährt, sie zu würdigen, zu schützen, zu erhalten.
Und Begeisterung ist selbstverständlich auch dann aktiv, wenn du Schritte in deine Entfaltung gehst. Sie kann ein erster Indikator sein, in welche Richtung dich dein Herz ziehen möchte. Sie ist der Anfangspunkt und die Auftankstation auf dem Weg, deine Bestimmung zu leben.
Mehr zu all dem findest du in diesen Blogartikeln:
- Die Macht der Dankbarkeit
- Von Ehrfurcht zur Natur zum Handeln: Changemaker: Tu was du liebst für das, was du liebst
- Entscheidungen treffen & deinem Herzen folgen
- Mutmagie – das passiert, wenn du deinem Herzens folgst
Mögliche Nebenwirkungen:
In einer Meditation nach meinem Unfall (die ich jetzt auf dem Stuhl sitzend absolvierte) fragte ich mich, was mit dieser Vorfall sagen soll. Ich hatte schon ewig keine solche Verletzung mehr und ganz offensichtlich war allein ich daran beteiligt gewesen, dass sie passiert ist. Und während ich diese Frage in mir bewegte wurde mir plötzlich schmerzhaft bewusst:
Wenn ich begeistert bin, verliere ich meine Achtsamkeit.
Und mir fiel ein, in wievielen völlig anderen (oder sogar auch ähnlichen Situationen in meiner Jugend) genau das der Fall ist.
Ich erkannte plötzlich die folgenden -möglichen- Nebenwirkungen von Begeisterung:
- Wir verlieren die aktuelle Situation aus den Augen.
Wenn der Fokus zu sehr auf das gerichtet ist, was begeistert, verlieren wir das umfassende Gewahrsein für die Situation, in der wir stecken – und gehen den nächsten Schritt nicht mehr bewusst. - Wie verlieren ein Stück weit den Kontakt zu uns selbst.
Das führt zu Überschätzung („Das passt noch!“) und vorschnellen Entscheidungen. Beide können zu einer wesentlich höheren Belastung führen, als wir liebevoll tragen könnten (z.B. im Familien oder Freundeskreis, sehr häufig natürlich im Beruf, aber auch in Bezug auf unsere Gesundheit oder auch bei neuen Projekten und Aktivitäten, für die wir uns engagieren wollen). - Wir verpassen den Moment.
Und bewegen uns mehr in Tagträumen und Plänen außerhalb von tatsächlicher Planungszeit. Das kann uns ablenken von dem, was eigentlich gerade ansteht und mit wem wir eigentlich gerade Zeit verbringen.
Begeisterung in Balance
Was können wir also tun, damit wir die stärkende, positive Qualität von Begeisterung spüren und nutzen und gleichzeitig die möglichen Nebenwirkungen minimieren?
Bei allem was uns begegnet, ob Menschen, Projekte, Themen oder Naturschauspiele und egal wie gut sie sich anfühlen, dürfen wir all unsere Präsenz in den Augenblick legen und innehalten. Innehalten ist das allerwichtigste. Und ich merke, dass mir in diesem Innehalten Erdung sehr gut tut. Ganz bewusst den Boden unter mir spüren (anstatt zu stark aufzusteigen ins Hoch).
Dadurch töten wir nicht die Begeisterung ab. Dadurch würdigen wir sie.
Und wir würdigen uns selbst und ermöglichen es uns, liebevoll und umsichtig auf uns aufzupassen.
Mein neues Mantra: Begeisterung braucht Erdung.
Das Schöne: Ich habe nun rund 3 Wochen, in denen ich das richtig tief kontemplieren darf, weil ich bei jedem Schritt daran erinnert werde 😉 Da mir schon ewig nicht mehr so eine Verletzung passiert ist, nehme ich dies wirklich als sehr wichtiges Zeichen.
Achtung!
Vielleicht zählst du zu den Menschen, die sich nun insgeheim denken: „Ich wusste es! Immer diese begeisterten Menschen… Besser schön den Ball flachhalten, besser nicht begeistert sein.“.
Wenn du Begeisterung ausklammerst oder sie von Grund auf skeptisch beäugst, verpasst du in erschreckender Weise das Leben und hast kaum die Chance, dich zu entfalten und aufzublühen.
Und wenn dieser insgeheim gedachte Satz auf dich zutrifft, möchte ich dich zum Gegenteil ermutigen:
Nimm den kleinsten Funken von Begeisterung wahr, halte inne, und dann gehe darauf zu! Sehr bewusst und mit all der Umsicht und Sorgfalt, die in dir ist – die du über die Jahre vielleicht entwickelt hast. Aber gehe darauf zu.
Begeisterung braucht Erdung, braucht Achtsamkeit.
Aber Achtsamkeit und Erdung brauchen auch Begeisterung.
Unser Leben braucht Begeisterung.
Ja, und Erdung und Achtsamkeit ^^
Deine Inspirationen freuen mich riesig:
Für mich tut sich hier ein ganz neues Erkundungsfeld auf 😀 Deshalb bin ich total gespannt, wie du dich diesem Thema vielleicht schon näherst und mit ihm umgehst.
Was hilft dir dabei, in Begeisterungsräuschen deine Erdung & Achtsamkeit zu bewahren?
Wie erdest du dich in Freude?
Wann fällt dir das leicht, wann schwer?
Alles alles Liebe & guten Bodenkontakt beim innerlichen Fliegen,
Nathalie
4 Comments on “Begeisterung – Vorsicht!? Wie du das Hoch achtsam nutzt”
Begeisterung ist nichts Aufgekratztes. Wenn ich unterwegs ein solch Naturschauspiel sehen darf, dann halte ich einfach an, bin ja nicht auf der Flucht. Die Natur erinnert uns doch immer wieder an unsere wahre innere Natur, die können wir auch nicht gut im rennen wahrnehmen, das hat nichts mit „Wenn ich begeistert bin, verliere ich meine Achtsamkeit.“ zu tun.
Achtsamkeit für das was wir sehen und wahrnehmen können an Schönheit, geht nicht im Rennen. Und in dem von Ihnen beschriebenen Kontext wäre eher Kontrolle gemeint, Kontrolle beim laufen -auf den Boden gucken- und dann sehen wir halt nichts anderes mehr. Erdung wäre gerade hier ein Anhalten gewesen und ein Würdigen für das Geschenkt dieser Naturschönheit.
Alles natürlich „nur“ meine Meinung.
Hi du 🙂
Ja genau, Innehalten ist das, was mir in diesem besagten Moment gefehlt hat.
Und Begeisterung – oder vllt beschreibst du auch eher Ehrfurcht – ist essentiell und wesentlich für das Leben. Und auch als Menschheit dafür, dass wir unser wunderschönes zu Hause, die Erde, würdigen und ihr mit Liebe begegnen.
Es mag sein, dass du diese Tendenz von aufgekratzter Begeisterung nicht kennst, dann ist das wunderbar.
Mir wurde klar, dass die oben beschriebenen Nebenwirkungen bei mir (hier: meine Erfahrung) auftreten. Beim verliebt sein, bei neuen Projekten und eben in solchen Kontexten. Und schon zu Leid geführt haben.
Da das wohl auch andere kennen, habe ich mich entschieden, das zu teilen.
Alles Liebe,
Nathalie
Richtig schön wie du dir selbst in solchen Situationen erlaubst daraus zu lernen und es mit uns teilst 🙂 Danke dir <3
🙂 <3