Stell dir vor…
Du bist locker, freudig, präsent, sicher – auf einer Party mit einigen bekannten und vielen unbekannten Menschen.
Stell dir vor…
Du bist unsicher, angespannt, überfordert – auf derselben Party.
Was passiert? Ein und dieselbe Situation kann vollkommen anders auf dich wirken. Du kannst mitunter sogar vollkommen anders in der jeweiligen Situation reagieren. Und vollkommen anders aus ihr herausgehen.
Im ersten Beispiel bist du im Fülle-Modus. Und aus dieser Fülle kannst du das Leben voll genießen und geben.
Im zweiten Fall liegt der Mangel-Modus vor. Etwas (wichtiges) scheint zu fehlen.
Was wir wollen
Mangel ist natürlich kein netter Zustand. Da wollen wir nicht sein. Aus dem Mangel-Zustand heraus färbt sich unsere Wahrnehmung zudem in einer bestimmten Art und Weise. Wir reagieren schneller gereizt, sind vielleicht ängstlicher, schreckhafter und rigider, unfreundlicher uns und anderen gegenüber. Mangel suggeriert vor allem: Etwas ganz Wichtiges fehlt hier.
Warum das einen Unterschied macht
In welchem Modus wir in Situationen hineingehen, ist von ganz entscheidender Bedeutung für unser Wohlbefinden.
Aus welchem Modus heraus gehst du Beziehungen ein?
Aus welchem Modus heraus hast du dich für die Arbeit entschieden, die du tust?
Aus welchem Modus heraus schminkst oder stylst du dich?
In welchem Modus bist du für eine gute Freundin da?
Ob dies aus einer Fülle oder einem Mangel heraus geschieht, bestimmt oft auch den Ausgang solcher Situationen. Hat die Beziehung Bestand? Erfüllt dich deine Arbeit? Fühlst du dich wohl in dir, egal wie du gerade aussiehst? Bist du bereit für ein tiefgehendes, liebevolles, unterstützendes Gespräch?
Und darüber hinaus fühlt sich Fülle natürlich auch einfach viel besser an. Denn Fülle sagt uns: Wir sind angekommen und können geben.
Zudem ist Fülle oft viel näher als wir denken…
Was tun wir also, um dem Mangel-Modus ein Ende zu setzen?
Den Mangel füllen
Diese folgende Strategie ist so naheliegend. Das macht ja schließlich jeder so.
Von Klein-auf lernen wir: „Trinke Cola Zero und das Leben ist, wie es sein sollte“ oder „Haribo macht alle froh“. Modezeitschriften erzählen uns, was wir anziehen müssen, um cool zu sein, von anderen lernen wir, welche Genussmittel wir konsumieren müssen, um dazuzugehören und die Werbung verrät uns großzügig, welche neuen Handies, Laptops und Spielkonsolen unbedingt zu uns nach Hause gehören, damit wir noch auf dem neuesten Stand sind.
Versteh mich nicht falsch: Genuss ist wundervoll. Ich bin sehr froh, mein Handy zu haben! Und ich liebe das rote Oberteil, das ich gerade trage, weil es echt kuschlig warm ist.
Die Frage ist hier: Hilft dir Konsumieren aus dem Mangel-Modus heraus?
Fülle: Wie machen es die sehr Glücklichen?
Stell dir vor, ich habe 5€ für dich. Die bekommst du aber nur, wenn du mir wirklich ehrlich sagst, für wen du diese 5€ ausgeben würdest – für dich? Oder für jemand anderen?
Diese Frage stellte ich zum ersten Mal einem Publikum von ca. 200 Menschen, als ich gerade eine Impuls-Vortrag gab. Das Ergebnis: Etwas mehr als die Hälfte würden die 5€ für sich ausgeben.
Und das ist sehr natürlich. Wir alle wollen gut für unser Glück sorgen.
Was hilft uns also, aus dem Mangelmodus herauszukommen? Um das beantworten zu können macht es Sinn, diejenigen zu fragen, die es wissen müssen – Die oberen 5% der Glücklichen. Sehr Glückliche Menschen…
- … haben starke Beziehungen. Und hier sind selbstverständlich nicht die Anzahl an Facebook-Freunde oder die Kontakte auf XING gemeint. Es geht um die Qualität unserer Beziehungen, ob sie nah, unterstützend und positiv sind. Und davon reichen ein paar wenige aus.
- … kennen und leben ihre Stärken. Diese glücklichen Menschen wissen, was sie wirklich gut können, schätzen das wert und wenden es in ihrem Alltag an.
- … tun das, was sie auf dem Weg zum Ziel bereits glücklich macht. Indem sie ihre Stärken nutzen und ihrem Herzen folgen. Dazu zählt natürlich auch, sich Kontexte zu suchen, in denen sie ihre Stärken einsetzen und entfalten können. Das gibt ihnen die Zufriedenheitsgarantie, nirgendwo ankommen zu müssen, um das Leben genießen zu können.
- … und vieles weitere mehr (das bald im nächsten Artikel auf dich wartet :-))
GLEICHZEITIG fand eine eher wirtschaftlich ausgerichtete Studie heraus, dass die oberen 5% ihr Geld ganz anders ausgeben, als der Durchschnitts-Glückliche: Undzwar mehr für Erlebnisse, als für Zeug und mehr für andere, als für sich selbst.
Gut, kannst du da sagen. Wenn man schon in der Fülle ist, dann ist es ja auch einfach zu geben.
Ja.
Und damit kommen wir zurück zu den 5€. Diese Frage, für wen sie diese 5€ ausgeben würden, wurde ca. 50 Personen gestellt. Die überwiegende Mehrheit war der Überzeugung, dass es sie glücklicher machen würde, wenn Sie das Geld für sich selbst ausgeben würden.
Alle bekamen 5€ und der Hälfte gab man den Auftrag, das Geld im Laufe des Tages für sich auszugeben. Die andere Hälfte sollte es hingegen für jemand anderen ausgeben. Am Ende des Tages wurden sie angerufen und nach ihrem Glück gefragt.
Das erstaunliche Ergebnis: Die Menschen, die die 5€ für andere ausgegeben haben, waren weitaus glücklicher, als die andere Hälfte. Obwohl sich vorher alle einig waren, dass Geld für sich auszugeben glücklicher machen würde.
Weitere Studien zeigten, dass Spenden Glückshormone im Gehirn ausschüttet und das Tun von guten Taten sogar die Unsicherheit von sozial ängstlichen Menschen verringert.
Das zeigt uns zwei Dinge:
- Wir haben manchmal irreführende Ideen darüber, was wirklich glücklich macht
- Wenn wir Fülle möchten, müssen wir Fülle erschaffen. Oder einfach wiederentdecken
Die Wahrheit
Wenn wir uns im Mangel-Modus befinden, dann verstärkt Konsumieren den Mangel. Nicht direkt natürlich. Direkt sind wir zunächst einmal abgelenkt, abgelenkt von dem, was wir gerade tatsächlich brauchen.
Und dies ist unsere Strategie geworden: Ablenkung, Verdrängung. Aber diese Strategie löst den Mangel nicht. Sie kann ihn niemals lösen, weil wir materiell doch bereits alles haben.
Der Mangel sitzt in unserem Herzen. Und er entsteht im Kopf.
Tobi Rosswog hat es mal glasklar auf den Punkt gebracht: „Mangel ist ein kapitalistisches Konstrukt. Eigentlich umgibt uns nur Fülle.“
Wenn man sich vor Augen führt, was allein in Deutschland an Tonnen von genießbarem Essen weggeschmissen wird, wie viele Produkte trotz fortschreitender Technik schneller kaputt gehen, damit man schneller ein Neues kauft und was uns aus dem eigenen Kleiderschrank entgegenfliegt, wenn wir es wagen ihn zu öffnen… Dann ist dieser Satz auf erschreckende Weise richtig.
Aber mehr noch: Er ist nicht nur auf materieller Ebene, sondern auch auf emotionaler Ebene richtig:
Wenn alle Frauen morgen aufwachen, und sich selbst lieben, wie sie sind, würden milliardenschwere Konzerne von heute auf morgen in sich zusammenbrechen.
Unsicherheit, Selbstzweifel, Selbstabwertung ist das, womit Werbung spielt. Und natürlich verspricht sie uns fleißig das Gegenteil mit ihrem Produkt.
Und gleichzeitig enthält der Satz von Tobi auch eine verdammt gute Nachricht: Fülle ist da.
Ist alles nur in meinem Kopf?
Mario, ein lieber Freund, der mit dem Fahrrad die gesamte Ostküste Afrikas hochgeradelt ist (true story) erzählte mir einmal Folgendes:
Mario ist mit dem Rad unterwegs. In Afrika. Und ja, da wo er war, bedeutete das gerade: in der Wüste. Er radelt und radelt auf einer nicht befestigten Straße entlang und merkt irgendwann, dass sein Wasser zur Neige geht. Als er den letzten Schluck getrunken hat und immer noch kein Dorf, keine Stadt, kein Straßenstand, irgendwas in Sicht ist, setzt er sich seelenruhig unter einen Baum, um auf einen anderen Menschen zu warten. Die Sonne scheint sehr stark, der Wüstenstaub macht die Luft noch trockener, doch der Baum spendet etwas Schatten und Kühle. Irgendwann taucht ein Mann auf und geht mit schnellen Schritten auf Mario zu. „Gott sei Dank, dass ich dich finde! Mein Wasser ist aufgebraucht – könntest du mir etwas von deinem geben?“ Mario verneint und erklärt, dass sein Wasser ebenfalls ausgetrunken ist und er deshalb hier sitze und warte. „Ja aber… Du kannst doch nicht hier sitzen bleiben!“ Der andere gerät in Panik. „Wer weiß, wie weit es noch bis zum nächsten Dorf ist…“ Die Stimme des anderen überschlägt sich. „Ich werde auf jeden Fall weitergehen.“ Mario lächelt dem anderen zu und möchte ihm erklären, warum es sinnvoller ist, seine Kräfte zu schonen und Vertrauen zu haben, aber der andere hat sich schon zum Gehen gewandt. Einige Stunden später (Mario ist noch immer gelassen) kommt ein Jeep vorbei. Der Fahrer nimmt Mario mit und versorgt ihn mit Wasser. Auf dem Weg stellt sich heraus, dass es mit dem Rad noch über 24 Stunden gedauert hätte, bis Mario die nächste Trinkmöglichkeit erreicht hätte. „Das hätte ich höchstwahrscheinlich gar nicht geschafft, wenn ich weitergeradelt wäre.“ Den anderen Mann, der ebenfalls auf Wassersuche war, fanden sie nicht mehr.
Da ist nun Mario in der Wüste, ohne Wasser – und er spürt keinen Mangel. Er handelt intuitiv richtig, schont seine Kräfte und genießt entspannt den Augenblick, wie lange er auch immer dauert.
Tatsächlich scheint die eigene Einstellung also viel schwerer zu wiegen, als die Umstände, in denen du dich befindest, wenn es um die Frage geht, ob du dich gerade im Mangel oder in der Fülle befindest.
Fülle startet im Kopf (und endet da). Jetzt müssen wir nur noch wissen, wie wir unseren Kopf glücksstiftend nutzen.
Was dich wirklich in die Fülle bringt
Das Schöne ist: Fülle ist viel näher als du glaubst. Wenn unser Kopf den Hauptpart spielt, liegt es an uns, unsere Aufmerksamkeit auf die Fülle zu richten.
So entdecken wir im Alltag immer wieder wunderbare Fülle-Erlebnisse und können einen Mangel-Modus schneller verlassen.
Hier sind drei kleine Geheimtipps für’s Sofort-Umsetzen:
- Natur <3 Selbst im Winter beschenkt uns die Natur mit einem unglaublichen Reichtum an Eindrücken, verborgener Schönheit und klarer frischer Luft, die den Kopf frei macht. Die Natur hat wirklich eine magische Wirkung auf uns.
- Tiefe Gespräche mit lieben Menschen <3 Sind eins der wertvollsten Geschenke im Leben. Sie bringen uns Nähe, Geborgenheit, Inspiration und das unschätzbare Gefühl, verstanden zu werden.
- Und tatsächlich… anderen eine Freude machen. Vielleicht auch mal ganz ohne Geld 🙂
Was dich wirklich in die Fülle bringt…
… weißt du am allerbesten.
Natürlich gibt es noch viel mehr hilfreiche Fülle-Rezepte.
Aber was mich noch mehr interessiert ist deine lebendige Geschichte.
Mit was füllst du dein Glas? Was bringt dir wirklich Fülle?
Wenn du magst, teile dein Fülle-Rezept und inspiriere uns alle.
Ich grüße dich von Herzen,
PS.: Du willst mit Fülle ins nächste Jahr starten? Eine super schnelle Übung mit großer Wirkung und ein kleines Geschenk findest du hier.
7 Comments on “Mangel oder Fülle – Wie du dein Glücks-Konto tatsächlich auflädst”
Hallo Nathalie ! Ich war diplomierte Krankenschwester , bin seit 7 Jahren in Pension und nütze meine Zeit um anderen zu helfen : in dem Krankenhaus in dem ich gearbeitet habe arbeite ich ehrenamtlich für das Patienten – Hilfsteam .
Im Dominikanerkloster bin ich auch 1mal wöchentlich , da wird an Bedürftige Essen verteilt
bin bei einem Handarbeitskreis , dessen Werke im Advent für einen guten Zweck verkauft werden ,
bin “ Leihoma und Katzensitter und gehe mit den Naturfreunden fast jeden Sonntag wandern .
Das ist nur ein grober Umriss meiner Tätigkeiten und an Allem hängt mein Herz und es erfüllt mich mit sehr viel Freude . Lieben Gruß aus dem schönen Wien – Claudia
Liebe Claudia,
bei deinen Worten spürt man, dass du aus der Fülle heraus gibst.
Danke für deine Inspirationen und dein glückliches Wirken in der Welt! 🙂
Viele liebe Grüße,
Nathalie
Liebe Nathalie,
vielen Dank für deine Artikel!
…Konsumieren verstärkt den Mangel, du hast ja so recht. Schön, dass du das mir wieder einmal so vor Augen gebracht hast. Ich erliege immer wieder der Falle, wenn mir alles zu viel ist, mich mit Dauerfilmberieselung oder „nützlichen“ Einkäufen abzulenken oder mich zu betäuben. Ja, erst einmal wird aufgefüllt, doch wirkliche „Seelen“ Nahrung oder gesunde Energie ist das nicht, und ganz schnell ist da wieder diese Leere, Schwere, Sorgen, oder Erschöpfung. Wahrscheinlich weil ich gerade einen intensiven Austausch mit einem lieben Menschen habe, der mich immer wieder im hier und jetzt ankommen lässt und auch Flexibilität und Offenheit einfordert, bin ich trotz „äußerer“ Schwierigkeiten in der Lage zu geben, sei es Zeit, kleine Geschenke, konkrete Hilfe. Körperlich bin ich gerade sehr am Limit, doch ständig erhalte ich auch großartige Geschenke zurück, die dann wohl wie ein Powernapping wirken und weiter geht es. Gestern hat meine Tochter zu mir gesagt, ich versteh gar nicht, warum du dir Sachen kaufst und sie dann gleich weiterverschenkst 🙂 Ich hab mir Sachen gekauft, es war genug da, um was davon abzugeben, zwar war da ein kleiner Schweinehund, doch da war noch jemand anderes und der wusste wohl unterbewusst, dass loslassen und teilen einfach noch viel schöner sind als an etwas festzuhalten. Wie schnell verfliegt doch der Zauber des Besitzens, der Moment des Schenkens und beschenkt werdens, dieses du bist mir wertvoll, ist doch oft das viel größere Geschenk als der eigentliche Gegenstand.
Ganz liebe Grüße und vielen Dank für Dein Teilen und Schenken!
*natalie
Liebe Natalie,
ganz lieben Dank für dein so persönliches Teilen!
Mich hat deine Beschreibung der „Kaufen-Falle“ echt berührt – und an mich selbst erinnert.
Und dann dein wunderschöner Ausstieg durchs Verschenken 🙂
Danke für deine Inspiration!!
Viele liebe Grüße,
Nathalie
Hallo Nathalie!
Ich verstecke Zettel mit lieben Worten, so dass mein Mann darüber „stolpert“ und hoffe, dass es ihm ein Lächeln bringt.
Im Moment mache ich mir ein Fußbad und lese deinen Artikel noch einmal, bevor ich mich wieder ans viel zu krampfhafte Bewerben mache nach einem zudem gefühlt misslungenen Abend gestern. Und neben mir liegt ein Zettel auf dem steht „KUSS“. Den stecke ich nachher für meinen Mann in unseren Briefkasten. Ja, und meine Freundin habe ich eingeladen – schon bevor ich das gelesen habe.
Liebe Grüße,
Daniela
Liebe Daniela,
dein Schwanken zwischen Fülle und Mangel hast du wundervoll beschrieben!
Besonders schön finde ich deinen Weg, anderen eine Freude zu machen – ein sehr direkter Weg in die Fülle 🙂
Und es ist schön, dass du für dich sorgst und dich vor einer Unlust-Situation auftankst.
Ein er-füll-tes Wochenende,
Nathalie
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