Back to the roots: Wie Zeit in der Natur dich sofort glücklicher, gesünder & hilfsbereiter macht

Natur - Waldspaziergang

Mein Lieblings-Natur-Erlebnis.

Furchige Rinde unter den Händen. Kräfte sammeln – abstoßen – ein gekonnter Griff zum nächsten Ast.

Die Füße suchen Halt am knorrigen Baumstamm der Eiche. Ein wagemutiger Schritt in eine kleine Astgabel. Nach oben drücken, mit beiden Armen ziehen und – angekommen. An einem bequemen Fleckchen Baum, vier Meter über dem Boden, an dem ich mir eine Verschnaufspause gönne.

Um mich herum ist das dichte, schützende Blätterdach unseres Lieblingsbaumes. Das wilde Feld mit seinen Brombeersträuchern, Mohnblumen und Salamandern erstreckt sich unter uns. An mein Ohr dringt das Zirpen der Grillen, das Gezwitscher der Vögel und das Lachen von Janine.

In die Natur: Back to the roots

Wahrscheinlich kennst auch du ein solches Naturerlebnis aus deiner Kindheit. Was ist deine Lieblingserinnerung? Wie hast du dich gefühlt da draußen, in Kontakt mit allem? Was war dein Lieblings-Draußen-Ort?

Wir sind voraussichtlich die letzte Generation, die nicht (ausschließlich) vor der Spielkonsole, nicht mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Und dies ist ein unglaublich wertvoller Schatz. Denn wir haben ihn bereits kennengelernt: Einen wichtigen Schlüssel zu Ausgeglichenheit und Verbundenheit.

Doch die heutige Art zu Leben tut viel dafür, dass wir uns von diesem Wissen entfremden. Mit fatalen Auswirkungen für unser Wohlbefinden, ja sogar für unsere seelische Gesundheit. Umso wichtiger ist es, dass wir immer wieder gut für uns selbst sorgen. Im Alltag, aber auch dann, wenn gerade alles zu zerbrechen droht und wir unser Selbstmitgefühl und uns Selbstliebe am meisten brauchen.

Das Schöne ist: Es ist ganz einfach, für sich zu sorgen. Es ist ganz einfach Kraft zu tanken, seinen Akku wieder aufzuladen, sich zu entstressen oder sogar ängstliche und depressive Symptome zu lösen. Sogar die körpereigene Heilung für physische Beschwerden anzukurbeln. Denn hier hilft uns – so simpel, schräg oder abgehoben es auch klingen mag – die Natur.

Die Wissenschaft beim Waldspaziergang

Seit einigen Jahren hat die Wissenschaft die Natur entdeckt – und zwar für den Menschen. Sie untersucht ihre Effekte auf Gesundheit, Psyche und unsere sozialen Kapazitäten.

Die sind absolut erstaunlich! Und sie geben Hoffnung. Ganz persönlich und ganz global.

Spaziergang zum Glück

Wir kennen es alle: Es passiert ein Missgeschick und wir verfangen uns in Grübeleien darüber, wie wenig wir taugen. Dass uns das nicht gut tut, liegt auf der Hand. Tatsächlich ist das sogar ein mächtiger Start in Depression und Ängstlichkeit. Im letzten Artikel haben wir uns angeschaut, wie wir dem mit Hilfe von Selbstmitgefühl entgegensteuern können. Doch das ist gar nicht so einfach – v.a. wenn wir uns richtig im Grübeln verfangen haben. Nun zeigt uns die Wissenschaft, dass uns gerade die Natur dabei hilft, der Grübelfalle zu entkommen.

  • Ein Waldspaziergang geht demnach nicht nur einher mit weniger Grübeln, Ängstlichkeit und negativen Gefühlen, sondern auch mit mehr positiven Gefühlen. [http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0169204615000286]. Und das spiegelt sich sogar in deiner Gehirnaktivität wieder – Ein Areal, dessen Aktivität mit Depressionen verknüpft ist, entspannt sich bei einem 90-minütigen Waldspaziergang. So einfach kann also Selbstfürsorge sein!
  • Ähnliches gilt für Stress: Ein Waldspaziergang reduziert dein Stress-Empfinden, lässt sich entspannen und dein Gehirn zur Ruhe kommen. Die elektromagnetischen Wellen, die dein Gehirn im Grünen aussendet, sind vergleichbar mit meditativen Zuständen. Ein unglaublich wichtiger Gegenpol zur heutigen Zeit! Auch experimentell konnten Forscher die Stress-Erholung nun belegen: Nach einem stressenden Video erholten sich die Teilnehmer körperlich wie psychologisch wesentlich schneller, wenn sie danach ein Naturvideo schauten.
  • Neben deiner Stimmung stärkt sportliche Betätigung im Grünen auch dein Selbstvertrauen. Das ergab zumindest eine Analyse von über 1200 Studien-Teilnehmern.
  • Spaziergänge im Grünen (vs. In der Stadt) entspannen schließlich auch dein Herzkreislaufsystem. Während negative Gefühle und Ängstlichkeit weniger wurden, wurde auch ein langsamerer Puls und eine höhere Herz-Raten-Variabilität festgestellt – Hinweise auf ein gesundes und widerstandsfähiges Herz-Kreislauf-System.

Spaziergang zur Gesundheit

Die Gründe für mehr Zeit in der Natur sind noch lange nicht erschöpft. Beleuchten wir nun die körperliche Ebene unserer Gesundheit:

Vom Blick ins Grüne bis hin zum Waldspaziergang zeigen sich stärkende Effekte. Und das weitaus wirksamer und nebenwirkungsfreier als so manche pharmazeutische Bombe.

  • Krankenhauspatienten, die von ihrem Fenster aus auf Bäume schauen, werden schneller wieder gesund und sterben seltener
  • Forscher konnten nach Waldspaziergängen eine Aktivierung von körpereigenen Zellen feststellen, die Krebs bekämpfen (so genannte „Krebskillerzellen“). Nach Stadtspaziergängen war dies nicht der Fall.
  • Auf einem dreitägigen Trip in die Natur wird unser Abwehrsystem extrem hochgefahren – und dieser Effekt bleibt bis zu vier Wochen bestehen!

So sind Spaziergänge im Grünen also nicht nur etwas für schlechte Zeiten. Wenn du sie in deine tägliche Routine einbaust, profitiert dein Wohlbefinden UND deine Gesundheit – und das anscheinend massiv.

Doch die Natur kann noch mehr…

Spaziergang zu einer besseren Welt

Neueste Studien legen nah, dass die Natur dir nicht nur das gibt, was du brauchst (Wohlbefinden & Gesundheit – neben Nahrung und Schutz). Sie gibt dir auch die Fähigkeit, anderen zu geben.

  • Wenn du gerade schöne Natur erblickt hast, dann bist du großzügiger und teilst deinen finanziellen Gewinn großzügiger mit einer dir fremden Person.
  • Und nun stell dir vor, der Betrag, den du dem anderen gibst, verdoppelt sind. In einem solchen Spiel könnt ihr beide gewinnen, indem ihr euch Geld hin und her überweist. Das erfordert jedoch Vertrauen – denn die andere Person könnte ja auch nichts zurücküberweisen. Doch hast du gerade schöne Natur erblickt, vertraust du auch mehr.
  • Und schließlich ist auch deine Hilfsbereitschaft positiv betroffen. Beim Anblick schöner Zimmerpflanzen investierst du mehr Zeit und bastelst wesentlich mehr Kraniche für den guten Zweck, als wenn es unansehnlichere Zimmerpflanzen gewesen wären.

Diese drei Effekte auf die Großzügigkeit, das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft führen die Forscher auf höhere positive Gefühle zurück, die die Natur in dir und uns allen auslöst.

  • Natur hinterlässt in uns ein Gefühl von Ehrfurcht und Staunen. Und das führt zu ethischerem und großzügigerem Verhalten. Das fanden Forscher heraus, die Teilnehmer einen großen Baum betrachten ließen. Große Gebäude anzustarren hatte hingegen keinen vergleichbaren Effekt. Natur verzaubert uns. Und sie scheint uns an etwas ganz grundlegendes zu erinnern, dass wir zu gern vergessen in den Wirren unseres Alltags: Dass wir Teil eines riesigen Systems sind und keine Sekunde unabhängig von ihm existieren könnten.

 

Nach all diesen Studien scheint es, als könnten Waldspaziergänge unseren gängigen Volkskrankheiten entgegenwirken. Den psychischen Belastungen, die sich in extremem Stresserleben, gestiegenen Depressions und Burnoutfällen zeigen. Den vielen körperlichen Beschwerden, gerade in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System und auf Krebs. Und nicht zuletzt unserer an Isolation, Konkurrenz und Unverbundenheit erkrankten Gesellschaft, was erneut auf unsere körperliche wie seelische Gesundheit schlägt.

Dein Waldspaziergang als JA zu dir selbst

Das war jetzt einiges an wissenschaftlichem Input. Nun zurück zu dir.

Du darfst dir selbst Gutes tun. Wenn es dir gut geht, wenn du deinem Alltag nachgehst und wenn es dir gerade gar nicht gut geht. Du darfst dir die Zeit gönnen. Denn du, genau wie jeder andere, brauchst Freiheit & Leichtigkeit, brauchst Erholung, brauchst Kraft, brauchst Trost.

Und das alles findest du da draußen.

Ein achtsamer Spaziergang

Gehe hinaus und spüre in deine Füße. Spüre, wie sie die Erde berühren, die dich trägt. Schritt für Schritt. Wie fühlen sich deine Fußsohlen an? Vielleicht bekommst du Lust barfuß zu gehen. Probiere es aus, für ein paar Momente.

Und während du gehst, lausche deinem Atemfluss. Fühle wie dein Atem deine Lungen füllt und sie wieder verlässt. Wie er dich ganz von allein am Leben erhält.

Weite dann deine Sinne: Welche Düfte nimmst du wahr? Welche Farben? Vielleicht gibt es unterschiedliche Grüntöne, vielleicht auch farbenfrohe Tupfer. Und welche Klänge breiten sich um dich her aus?

Nimm all diese Facetten der Natur um dich herum wahr. Lasse dich von ihnen verzaubern, berühren, erfreuen, beruhigen. Und wenn du bemerkst, dass du Gedanken nachhängst, dann komme zurück zu deinen Schritten, komme zurück zu deinem Atemfluss. Und lasse zu, dass die Natur ihre Wirkung auf dich entfaltet.

Worauf wartest du?

Egal wie spät, egal welches Wetter: Deine Mails, deine Arbeit, deine ToDos dürfen mal Pause machen. DU darfst mal Pause machen. Gönne dir jetzt ein Minimum an 15 Minuten Natur. Trau dich zudem, dies in deine tägliche Routine einzubauen. Es wird dein Leben bereichern.

Und plane sobald es geht, kleine Naturabenteuer mit deinen Kindern. Denn sie sind es, die in der Welt von morgen leben, geben und glücklich werden wollen.

 

Eine wunderschöne Zeit wünscht dir,

Hoffnung

Nathalie

10 Comments on “Back to the roots: Wie Zeit in der Natur dich sofort glücklicher, gesünder & hilfsbereiter macht”

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  2. Ich gehe fast jeden Tag spazieren. Liebe es einfach. Dabei kommen die besten Ideen und ich fühle mich ein klein wenig in meinen Lieblingsphilosophen Ralph Waldo Emerson hinein. Seine Texte sind fast komplett von der Natur inspiriert. Kennst du sein Buch „Die Schönheit des Guten“? Leseempfehlung!
    Beste Grüße,
    Fabian

    1. Lieber Fabian,
      genial, dass du dir fast jeden Tag einen Spaziergang gönnst 🙂 Bist du von Ralph Waldo Emerson dahin inspiriert worden, oder ist er dir unabhängig von deiner Liebe zu Spaziergängen in die Hände gefallen?
      Vielen lieben Dank für den Tipp! Das Buch kannte ich noch nicht und habe es direkt auf meine Bücherliste eingetragen!
      Liebe Grüße,
      Nathalie

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  4. Hallo liebe Nathalie,
    wenn ich Kummer und Sorgen habe oder es geht mir aus anderen Gründen nicht gut, gehe ich in den Wald. Nach kurzer Zeit merke ich, wie ich ruhiger werde und wie ich mich entspanne. Die Gedanken fangen an zu fliegen und die Sorgen, die wie ein hoher Berg vor einen standen, werden kleiner und kleiner. Wenn ich aus dem Wald herauskomme, bin ich, wie meine Frau immer sagte, entspannt und ausgeglichen.
    Als ich letztens in den Wald ging, wurde ich von einem Anruf überrascht, der dann den ganzen Weg bis zum Auto andauerte. Obwohl ich die gleiche Strecke und damit die gleiche Bewegung, die gleiche Luft und das gleiche Grün erlebte, war ich nach dem Spaziergang genau so verspannt und unausgeglichen wie zu Anfang des Spazierganges. Daran erkennt man, wie wichtig die Gedanken bei einem Spaziergang im Wald sind.
    Herzliche Grüße,
    Walter

    1. Lieber Walter,
      das ist eine so wertvolle Ergänzung und Beobachtung, die du teilst! Ganz lieben Dank dafür.
      Dem möchte ich mit ganz viel Nachdruck zustimmen. Wichtig ist auch in meiner Erfahrung, dass wir Natur erlauben, uns zu berühren, zu erreichen und uns dabei erlauben mit jedem Schritt auf dem Spaziergang in ihr anzukommen.
      Ganz liebe Grüße,
      Nathalie

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  7. Vielen Dank für diesen Artikel zu Waldspaziergängen. Gut zu wissen, dass Spaziergänge in der Natur eine heilende Wirkung auf den Menschen haben können. Ich werde mich weiter mit solchen Naturheilverfahren auseinandersetzen.

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